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Credit: Lehrbuch der Geburtshulfe : fur Arzte und Studirende / von Paul Zweifel. Source: Wellcome Collection.
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![stellte eine Spontanrujotur der Graafschen Follikel auf, Negrier versuchte die- selbe These durch zwei höchst unglücklich ausgewählte Beobachtungen an der Leiche zu stützen, Pouch et (6) stellte dies als ein für die TMerwelt gültiges Gesetz auf. Den bestimmtesten experimentellen Beweis, einen Beweis, der die frisch bei der Brunst aus den Ovarien getretenen Eier ad oculos demonstrirte, erbrachte Bischoff für die Ovulation der Thiere (2). Bischoff war noch im Anfang seiner Untersuchungen von der Irrlehre über den Einfluss des Coitus befangen, bis er bei einer Hündin, welche er während der Brunst abgesperrt hielt, die ausgetretenen Eier in den Tuben fand. Bei den frei lebenden Thieren verläuft die Ovulation ganz gesetzmässig. Auf die Zeit der Brunst hin wachsen einzelne Graafsche Follikel an, platzen und entleeren ihre Eier. Zu gleicher Zeit sondern mehrere Thierspecies mehr oder weniger deutlich blutigen Schleim, ja reines Blut ab (Affen, Eaubthiere, Katzen, Hunde, Wiederkäuer, besonders die Kuh). Die Berstung der Follikel erfolgt bald im Anfang, bald im Verlauf der Brunst. In den Tuben, die schon einige Stunden nach dem Belegen Sperma- tozoon enthalten, erfolgt gewöhnlich die Befruchtung. Das Ei selbst wandert viel langsamer vom Eierstock zum Uterus (Bischoff). Kölliker ([9] p. 227) fand z. B., dass das befruchtete Kaninchenei erst zwischen siebentem und achtem Tag im Uterus anwächst. Bischoff macht die Bemerkung, dass die Eier bei Hündinnen 8—10 Tage für die Wanderung durch die Tube brauchen, Charpentier^) bemisst diese Zeit auf 12—15 Tage, Hensen'^) auf 3—5 Tage. Erwähnen wir zum Schluss, was man von der Lebensfähigkeit der Samenfäden weiss. Charpentier') citirt eine Aeusserung von Percy, dass er noch 8 Tage post coitum im Cervicalkanal einer Frau lebende Samenzellen fand, Haussmann*) beobachtete sie am gleichen Ort noch 5 und 7*'2 Tage post cohabitationem. Bei Meerschweinchen fand H e n s e n solche Zellen in den Tuben häufig schon nach 17 Stunden regungslos. Werden unsere Haussäugethiere gelegentlich an der Befruchtung gehindert, so verliert sich die Brunst nach Ablauf einiger Tage, um dann in kürzeren Fristen, z. B. alle 4 Wochen, in gemässigter Stärke wiederzukehren (Brunstperiode). Dass aber auch dann wiederum Eier sich ablösen, ist vollkommen sicher. Denn diese Wiederkehr wird von den Thierzüchtern genau beobachtet, und nachgewiesener- massen werden die Thiere auch davon wieder trächtig. Während für die Thierwelt die Periodicität der Ovulation durch zahlreiche Thatsachen begründet, während sie durch jede neue Unter- suchung — ich erwähne nur diejenige Bonnet's^) — immer aufs neue bestätigt wird, schwankten die Anschauungen, welche über den Ver- lauf der Ovulation beim Menschen aufgestellt wurden, lange Zeit hin und her. Die naheliegendste Lehre ist sicher die üebertragung des in der Thierwelt Beobachteten auf den Menschen. Und wenn bei diesem Manches mit dem ursprünglichen Naturgesetz nicht übereinzustimmen scheint, so vergesse man keinen Augenblick, dass sich das Geschlechts- leben unter den Verhältnissen unserer Cultur ganz anders als nach den Naturgesetzen abspielt. Ueber Ausnahmen wird man sich nicht zu wundern haben, eher darüber, dass im Wesentlichen noch eine Be- stätigung des biologischen Gesetzes herauskommt. >) (10) p. 73. (11) p. 62. ') 1. c. p. 93. Ueber das Verhalten der Samenfäden. Berlin 1879. ^) Bonnet, Die üterinmilch etc. Stuttgart 1882. p. 41.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21924703_0059.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)