Hautkrankheiten bei Stoffwechsel-Anomalien : referat erstattet dem V. Internationalen Dermatologen-Kongress in Berlin (September, 1904) / von J. Jadassohn.
- Jadassohn, Josef, 1863-1936.
- Date:
- 1905
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Credit: Hautkrankheiten bei Stoffwechsel-Anomalien : referat erstattet dem V. Internationalen Dermatologen-Kongress in Berlin (September, 1904) / von J. Jadassohn. Source: Wellcome Collection.
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![(40), in dem durch strenge Diät (verminderte N-Zufuhr) Lipome und Urinbeschwerden gemildert wurden. Unzweifelhaft inniger als zu den Lipomen sind die Beziehungen der Fettsucht zu dem eigenartigen, in neuerer Zeit auch in Deutsch- land mehr beachteten Symptomenkomplex der „Adiposis dolorosa (Dercum), welche mit dem „Oedeme blanc et bleu Charcots zum mindesten zum grössten Teil identisch zu sein scheint. Nach manchen Autoren (41) ist diese Erkrankung immer, nach anderen (42) meist mit allgemeiner Adipositas verbunden. Beziehungen zur Thyreoidea [Struma (42, 43), auch Basedow (44)] und zur Hypophyse (45) sind wiederholt behauptet worden, scheinen aber keineswegs regelmässig zu sein (46). Die Annahme, dass der Adipositas dolorosa eine Anomalie in der inneren Sekretion eines Organes zugrunde liegt [Lenglet (47)], steht also vorerst noch auf schwachen Füssen. Von dermatologischem Interesse aber ist, dass neben der Adipositas auch andere Hautanomalien: vaso- motorische Störungen, Pruritus, Purpura, Hämorrhagien auf geringste Stösse (48), Haarlosigkeit, auch Sklerodermie (49) beobachtet worden sind. AVie weit die Ansammlung von Fett in der eigentlichen Kutis für diese Hautaffektionen von Bedeutung ist, steht noch dahin [Schwenkenbecher (41)]. Dass neben den diffusen schmerzhaften Fettanhäufungen auch zirkumskripte Lipome sehr empfindlich sein können, geht aus ver- schiedenen in der Literatur niedergelegten Fällen hervor (50). Ich gehe auf die mehrfach erwähnte Verwandtschaft und Kom- bination von Lipomen und Xanthomen nicht ein (36). In dem Falle Du Castel's (51) handelte es sich augenscheinlich um das sogenannte Xanthoma diabeticorum bei einem fettleibigen Diabetiker mit multiplen Lipomen. Ich brauche auch die in Frankreich vielfach behauptete „arthritische Grundlage der Lipome nur zu erwähnen (52). Bei der Verwandtschaft der drei grossen Stoffwechselkrankheiten — Fettsucht, Gicht und Diabetes — sind solche Koinzidenzen ja ganz natürlich. 2. Gicht. Sehr viel wichtiger, aber auch sehr . viel schwieriger ist die Er- örterung der Frage, welche Beziehungen zwischen Dermatosen und Gicht bestehen. Kaum bei einer Stoffwechselanomalie ist ihre Be- deutung für die Haut mehr besprochen worden, und kaum bei einer sind die Grundlagen für die Statuierung eines solchen Zusammenhanges dürftiger und unsicherer. Das liegt zum Teil unzweifelhaft an der trotz der Unzahl von wertvollen Arbeiten fortbestehenden Unkenntnis des eigentlichen Wesens dieser Stoffwechselkrankheit, zum Teil an der mangelnden Schärfe in der klinischen Abgrenzung dessen, was ihr wirklich zuzurechnen ist. Dass „die physiologisch-chemischen Verhältnisse der Harnsäure und ihreStörungen eine grosse Bedeutung für dieKrankheit haben [Krehl(53)], ist freilich kaum zweifelhaft. Aber schon die Entstehungsart der für die Gicht charakteristischen Uratablagerungen, der einzig wirklich sicheren gichtischen Dermatose, ist umstritten. Die Tophi können sich bekanntlich unter stark entzündlichen Erscheinungen entwickeln, brauchen](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21172845_0026.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)