Die Überlieferung der Gynäkologie des Soranus von Ephesos / [Johannes Ilberg].
- Ilberg, Johannes, 1860-1930.
- Date:
- 1910
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Credit: Die Überlieferung der Gynäkologie des Soranus von Ephesos / [Johannes Ilberg]. Source: Wellcome Collection.
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![falls bereits unterrichtet sind.^) Es ist eben durch diese unsinnige Yerflechtung aus zwei an und für sich trefflichen Kapiteln bester Tradition über den hysterischen Anfall (Soranos und Archigenes- Philumenos) ein Monstrum geworden, und wir lernen diesem liederlichen Cento gegenüber die vielgescholtene Arbeitsweise eines Aetios förmlich hochschätzen. Nur daß wir dennoch notgedrungen dankbar sein müssen, denn ohne seinen Urheber müßten wir auf Sorans Gynäkologie im Urtext ja überhaupt fast ganz Verzicht leisten. Und dann ersehen wir aus der im Vorstehenden aufgedeckten mechanischen Kompilationsart für die Beurteilung des ihr anheim- gefallenen Sorantextes doch etwas sehr Wichtiges. Hätten wir den Aetios nicht, so ließe sich aus dem Parisinus Kap. qi' bis gi/ seine ganze Partie über die vavegi'K'r] :tvCi, S. 95, 23—106, 14 Z., in richtiger Eeihenfolge fast restlos gewinnen; fehlen würde haupt- sächlich nur eine kurze originelle Mitteilung aus der Praxis des ydduoyog (Asklepiades?)^), die bei Aetios S. 102, 26—103,8 wörtlich angeführt, vom Kompilator aber verschmäht ist. Man darf daraus den Analogieschluß ziehen, daß auch die zweite Quelle von ihm wenigstens nahezu vollständig verzettelt und dann getreu ein- gefügt ist, ohne freilich den sekundären Charakter der ganzen Tradition je außer Acht zu lassen. Denn ein Kompilator pflegt immerhin weniger skrupulös zu verfahren als ein Abschreiber, und dann wäre ja noch die Frage zu entscheiden, auf die wir zurückkommen, ob Sorans Originalwerk oder eine Mittelquelle mit Aetios verquickt ist. H 1) Angeschlossen hat der Kompilator außerdem einige pharmakologische Kapitel aus Philagrios (IV. Jahrh.), die er ebenfalls hei Aetios vorfand: sk xmv OiXayqiov Aet. S. 103, 12 Z. (vgl. S. 104, 6. 105, 11); er selbst gibt an iji dicc<p6Qcav (S. 260, 12 D.), was wohl keine Korruptel ist. Diese Kapitel qlu', Qiß', Qiy' (S. 260, II—262, 5 D.) stehen hei Aetios S. 103, ii —106, 14 Z. Dietz hat sie, wie vieles Aetianische, nicht vollständig aus dem Parisinus ahgeschrieben; ich kann aber bezeugen, daß in die Kompilation auch das darin ganz in der Luft schwebende Zitat aufgenommen ist (S. 105, 17 Z.): Kal loma sl'öri ngosiQrjfiiva iv xw txsqI a<pQoöi,alcav Adyro, was sich auf Aet. XI 32—34 (34 aus Philagrios) bezieht, Kapitel, deren griechischer Text in der Eufusausgabe von Daremberg-Euellb S. 119—125 publiziert ist. 2) S. Wellmann, Neue Jahrh. 1908 XXI 702. Ein zweites Beispiel aus der Er- fahrung des (pil6ßog)og steht Aet. XVI 75 S. 121, 23 Z., wo er ebenso wie hier in der I. Person Pluralis spricht. An Asklepiades, den olvoöoxrjg, muß man bei folgenden Worten denken: SeScoKaiisv avxy niveiv xov olvov ■9’E^ftdv, öysdbv avxl döaxog avxbv xcQO(Sg)iQOvxeg Ttoxöv.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2487291x_0069.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)