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Credit: Über Resorption und Secretion / von Arnold Spina. Source: Wellcome Collection.
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![ad 4. Als L e y d i g ^) in der Haut von gewissen, inWasser lebenden Thie- ren Becherzellen beobachtet und sie für Schleim enthaltende Zellen, — als Schleimzellen erklärt hatte, gab man sich der Vermulhung hin, dass auch die Becherzellen des Darmes in irgend einer Beziehung zur Schleimberei- tung stehen, ja Donders^) hat den Darmschleim geradezu als das Product der Darmepitlielien bezeichnet, denn er hat den Austritt von Schleim aus den Zellen direct beobachtet. Die von Donders vorgetragene Lehre gewann rasch an Geltung. Denn dass die Cylinderzellen des Darmes eine dem Schleim ähnliche Sub- stanz enthalten, dass diese Substanz in vielen Reagentien quellbar ist, dass bei ihrer Quellung die Zellen zu Bechern sich umgestalten, dass endlich die gequollene Substanz aus den Becherhülsen austritt und sich dem Darmin- halte beimengt — das waren Beobachtungen, die allenthalben Bestätigung erfahren hatten. Unerwiesen und directen Beobachtungen widersprechend war hingegen die Annahme, dass der Quellungsvorgang ein physiologi- scher Prozess sei und dass der normale Darmschleim nur oder zum grossen Theile von dem ausgestossenen Inhalte der Becherzellen gebildet werde. Ist dem aber so, dann ist die Theorie in ihrem wichtigsten Theile als unerwiesen] anzusehen und sie muss anders formulirt werden. Man müsste unter Benutzung der sub. \ angeführten, unwiderlegbaren .That- sachen sagen, die Zellen enthalten eine schleimähnliche Substanz, aber diese Substanz quillt unter physiologischenVerhältnissen nicht auf, sondern erst dann, wenn sie der Einwirkung gewisser Reagentien ausgesetzt w ird. Der Hypothese, dass die Becherzellen unter normalen Verhältnissen den Darraschleim erzeugen, kann somit jene Bedeutung nicht zugeschrieben werden, die ihr von ihren Förderern beigelegt wird. ad 5. Die Hypothese, dass die Becherzellen einzellige Drüsen seien, ist auf Grundlage von Untersuchungen Fr. Eil. Schulze's geschaffen wor- den. Fr. Eil. Schulze3) hat im Jahre 1866 bei seinen vergleichend-ana- tomischen Untersuchungen in der Haut und den Schleimhäuten ge- wisser Thiere eigenthümliche Zellen gefunden, aus welchen er zuweilen Schleimtropfen austreten sah. Auf diese Beobachtung hin erklärte Schulze die Zellen für schleimsecernirende Zellen und benannte sie »einzellige Drüsena. Die Angaben Schulze's sind später auf die Becherzellen des Darmes direct übertragen worden. Die Berechtigung hierfür glaubte man einerseits in der Ähnlichkeit der Form zwischen den »einzelligen Drüsen« und den Becherzellen, andrerseits in der Beobachtung zu erblicken, dass aus den 1) Lehrbuch der Histiologie. 1837. — 2) Physiologie 18ö9. — 3) Archiv f. Anatomie Bd. HI. 1867.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22299798_0068.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)