Diagnostik und Therapie der Rückenmarks-Krankheiten : in zwölf Vorlesungen / von M. Rosenthal.
- Moriz Rosenthal
- Date:
- 1884
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Credit: Diagnostik und Therapie der Rückenmarks-Krankheiten : in zwölf Vorlesungen / von M. Rosenthal. Source: Wellcome Collection.
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![flexion der Zehen und Aneinander]»ressen der Beine, in Folge von tonischer Verkürzung der Adductoren. Die mehr und mehr sich ausbildenden Paralysen ergreifen zumeist einzelne, oder auch mehrere Muskelgebiete, ohne jedoch völlige Erlahmung der Ex- tremitäten zu bewirken. Durch diese Combination von Lähmung und Krampf gestaltet sich der Gang des Kranken zu einem ganz eigentümlichen, (spastischer Gang von Erb). Die Fiisse können nur mühsam nach vorne bewegt und vom Boden abgewickelt werden, erzeugen hiebei ein auffälliges Scharren, die Fussspitzen spiessen sich leicht an jeder Unebenheit des Bodens, der unter kleinem und beengtem Schritte einherwankende Kranke ist fortwährend in Gefahr zu stolpern und zu fallen. In manchen Fällen gesellt sich nach Erl» eine sonderbare, hüpfende Bewegung dazu, eine Hebung auf den Zehen bei jedem Schritte. Die Schuhe reiben sich zumeist an der Spitze und am äusseren Rande ab. In älteren, vorgeschritteneren Stadien des Leidens erstrecken sich die Muskelspannungen und Paresen auch auf den Rumpf, dessen freie Beweglichkeit allmälig verloren geht, ebenso werden weiterhin die oberen Extremitäten ergriffen, unter stetiger Ver- schlimmerung der Rigidität, der Paresen, bis zu förmlicher Con- traeturbildung. Bisweilen prägt sich eine hemiplektische Form der Lähmung schon im Beginne aus (Berger), oder zeigt sich erst im späteren Verlaufe das vorzugsweise Ergriffensein der einen Körperhälfte, bis oft nach längerer Dauer derselben, auch die (Bieder der anderen Seite daran kommen. Seltener geschieht es. dass erst die oberen, dann die unteren Gliedmassen befallen werden. Die faradische und galvanische Reizbarkeit verhalten sich normal, oder sind nur mässig herabgesetzt. Die Sensibilität bietet keine erheblichen Störungen dar. bei Augenverschluss tritt kein merkliches Schwanken ein. die R e f 1 e x e r r e g b a r k e i t ist dagegen h o c h g r a d i g e r h ö h t: dies gilt wohl nicht in allen Fällen vom Hautreflexe, doch constant vom Sehnenreflexe, der durch Beklopfen der Patella, der tendi- nösen Endigungen der Beuger, sowie der Strecker an den unteren und oberen Extremitäten, ja selbst der unteren Enden des Radius und der Ulna (im Biceps, beziehungsweise im Triceps und hinteren Dcltoideusbündel nach Erb) auffällig in die Erscheinung tritt. Die Tliätigkeit der Genitalien und der Sphincteren verhält sich zumeist normal: doch habe ich auch hartnäckige Obstipation und Erschwerung des Eintrittes der Harnentleerung beobachtet. ln zwei von mir behandelten Fällen (mit Schleifen und Scharren der Beine, ungemeinen Sehnenreflexen bei normaler Sensibilität) war vorwiegende Lähmung der Schenkelbeuger zu eonstatiren. Die Patienten (von 28 und 32 Jahren) vermochten die Unterschenkel zu strecken, doch nicht zu beugen, ebensowenig ohne Mitwirkung der Hand ein Bein auf das andere zu über- schlagen. ln einem dritten Falle (bei einem auf Z. 101 gelegenen,](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22370523_0046.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)