Lehrbuch der vergleichenden Pathologie und Therapie des Menschen und der Hausthiere : für Thierärzte, Ärzte und Studirende / von Georg Schneidemühl.
- Schneidemühl, Georg, 1853-1928.
- Date:
- 1898
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Credit: Lehrbuch der vergleichenden Pathologie und Therapie des Menschen und der Hausthiere : für Thierärzte, Ärzte und Studirende / von Georg Schneidemühl. Source: Wellcome Collection.
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![wurde, in einem einheitlichen Werke „Die Pathologie des Menschen den Thierärzten und ilie Thierpathologie den Menschenärzten zugänglich mul verständlich zu machen“. In diesem 729 Seiten stiu’ken Buche sind sowohl tlie Infectionskrankheiten une auch die Krankheiten der einzelnen Organe in fdlgemeinen Gmndzüg(in nach dem damaligen Standpunkt der medicinischen AVis.senschaft erörtert. In neuerer Zeit ist es daun Rudolph Virchow gewesen, der fortgesetzt die wissenschaftliche Begründung der vergleichenden Pathologie förderte, und nach ihm Bollinger, welcher durch die von ihm und Franck begründete „Deutsche Zeitschrift für Thiermedizin und vergleichende Pathologie“ ein Archiv schuf, in dem eine Reihe der werthvollsten Untersuchungen auf dem Gebiete der vergleichenden Patho- logie veröffentlicht wurde. Virchow verarbeitete in seinem klassischen Werke über die Zoonosen das Beste, was bis zu jener Zeit für die wissenschaftliche Begründung der vergleichenden Pathologie geleistet wurde. Auf wissenschaftlichem Gebiete die vergleichende Pathologie durch vortreffliche Arbeiten bereichernd, trat Virchow als einer der ersten Universitätslehrer auch im öffentlichen Lehen für die Ver- bindung zwischen Thier- und Menschenarzneikunde sehr energisch ein. „Zwischen Thier-und Menschenarzneikunde,“ sagte Virchow gelegentlich einer Kamnierdebatte, „ist oder sollte wissenschaftlich keine Scheidegrenze sein. Das Object ist verschieden, aber die Erfahrungen, die aus dem Object zu schöpfen sind, sind Lehrsätze, welche die Grundlage der Doctrinen bilden. Daher hat sich auch von Seiten der Wissen- schaft die Verbindung zwischen Thier- und Menschenarzneikunde immer inniger gestaltet.“ In seinem Werke über die Zoono.sen erinnert Virchow an das giuiz ver- schii'dene Verhalten tler Pflanzenfresser, der Flei.-^chfresser und des INIenschen gegen gewisse Gifte. „Es lässt sich bis- jetzt nicht übersehen, worin diese Verschiedenheiten ihren Gnind haben; indess ist e.s .sehr wichtig, sie im Auge zu beludten, da man daraus ersehen kann, dass nicht alle Versuche, die an Thieren angestellt wurden, für den iNIenschen (Mitscheidend sind. Bei den grossen Epidemien d(^r typhoiden Kninkhdten, bei der Pest, bei der Cholera, bei denen die Frage der Contagiosität an sich .so grosse Schwierigkeiten darbieten, hat man oft genug analoge Krankheiten der Thiere constatirt, ohne dass es jedoch bis jetzt möglich war, sei es die Ueber- einstimmung dieser Krankheiten mit denen der Menschen, sei es die hmtstehung derselben aus meteorologischen, tenitorialen oder contagiösen Schädlichkeiten zu er- mitteln. Im Allgemeinen steht nur soviel fest, dass der Mensch eine grosse Receptivität gegen Thiercontagi en, die Thiere eine geringe gegen menschliche besitzen.“ Für die weitere Entwickelung der vergleichenden Pathologie ist nun die experimentelle Pathologie von grosser Bedeutung geworden. Die ver- gleichende Pathologie ist die Vorbedingung jeder Experimentalpathologie. Wie mit Recht Bollinger hervorhebt, muss die Forderung gestellt werden, dass der Ex- perimentalpathologie nicht bloss die anatomischen und physiologischen, sondern auch die ])athologisch-anatomi.schen Verhältnisse der Experimentalthiere genau bekannt seien. Dass im Uebrigen unsere Ilausthiere, die ja nur einen minimalen Bruch- theil des grossen Thierreiches repräsentiren, passende Objecte sind, um von dem Studium ihrer Krankheiten erspriessliche Resultate für die vergleichende Pathologie](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28112829_0028.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)