Lehrbuch der vergleichenden Pathologie und Therapie des Menschen und der Hausthiere : für Thierärzte, Ärzte und Studirende / von Georg Schneidemühl.
- Schneidemühl, Georg, 1853-1928.
- Date:
- 1898
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Credit: Lehrbuch der vergleichenden Pathologie und Therapie des Menschen und der Hausthiere : für Thierärzte, Ärzte und Studirende / von Georg Schneidemühl. Source: Wellcome Collection.
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![A. Iiifections- und Iiitoxicatioiiskraiiklieiteii. i • i 1. Milzbrand (Anthrax)^). j (Franz.: charbon, sang de rate; engl.: nialignant pustula, splonic fever; ital.: carbonchio, | febbra carbonchiosa.) j flesohichtliclies. Milzbrand ist unter allen Thierseueben wohl am längsten bekannt, i Griechische und römische Thierärzte erwähnen die Milzbrandkrankheiten unter den Namen j Ot&Tjaia, Sacer ignis, Gutta rosea, Gutta renalis, Pustula. Ebenso war den griechischen J Aerzten die Milzbrandblatter unter dem Namen Anthrax, den römischen unter dem Namen j Carbunculus bekannt. Arabische Aerzte beschreiben den Milzbrand als Atshac, al Humrah i und Persisches Feuer. Chabert (1780) Avies gegenüber der bisher vorhandenen Verwirrung I nach, dass viele bisher für different gehaltene Krankheiten A'erschiedene Formen von Milz- ' brand sind. Nach Chabert machten sich dann Delafond, Gerlach und Heusinger um 1 diese Frage verdient. Dann fand Pellender (1849) im Blute milzbrandkranker Rinder und j Brauell (1857) im Blute von Menschen, Schafen und Pferden eine grosse Menge feinster ] stäbchenförmiger Körper. Davaine (1863) erklärte diese Stäbchen für Bacterien und für ! die Ursache der Krankheit. Die Entwickelung der Milzbrandbacillen, die Umwandlung in 1 Dauersporen Avurden von F. Cohn und R. Koch, die sonstigen biologischen Verhältnisse i des Bacillus Anthracis Avurden von R. Koch klargelegt. ^ ^’erl)reitnng:sAveise und Vorkommen des Milzbrandes. Der Milzbrand ist in ! allen 'Welttheilen und beinahe in allen Ländern beobachtet Avorden. In Deutschland besonders i im Flussgebiete des Pregel, am Unterlauf der Weichsel, an den Flussgebieten der Netze, 1 Warthe, Oder, Elbe, Saale, in den Flussgebieten zAvischen Main, obere Donau und Rhein, j ferner nördlich der Mosel und Niederrhein, in der schAväbisch-bayerischen Hochebene zwischen Oberlauf der Donau und dem Lech, soAvie zwischen Isar und Inn. Die Verluste au Vieh j sind in den sog. Milzbrandjahren oft sehr gross, ln drei .lahren (1872—75) starben in | Oberbayern 900 Rinder und 40 Pferde. Der Gesammtverlust in Preussen während der Zeit A'on 1878—83 betrug 6000 Rinder. 3000 Schafe und 300 Pferde nach amtlichen Feststell- ungen, der Avirthschaftliche Schaden Avird Avährend dieser Zeit auf ZAvei Millionen Mark be- rechnet. Von 1886—90 erkrankten und starben in Deutschland 14000 Thiere darunter 11000 Rinder. Der Milzbrand kummt am liänflgstcn A'or beim Rinde, dann bei den Pflanzenfressern überhaupt (Rind, Schaf, Ziege, Pferd), ferner beim Roth- und Dammwild, beim Kameel, Meerschweinchen und bei den Mäusen. Ausserdem erkranken auch Menschen, Katzen, Hasen, Kaninchen, gelegentlich auch der Hund und der Fuchs, selten Sclnveine. Ausser- dem sind noch Pinten, Hühner und Tauben empfänglich, dagegen nicht Raubvögel. P'ast ganz immun sind Ratten, P’ische, Amphibien (besonders PTösche). Frisch eiugeführtc und gut genährte Thiere erkranken meist leichter. Plinmaliges Ueberstehen verleiht manchen l’hieren Immunität. Milzbrand kann sjmradisch, enzootisch und epizootisch auftreten, meist jedoch auf bestimmte Bezirke beschränkt — stationär. Bodenbeschaffenheit (schwarzer, lockerer Humusboden, Kalk-, Mergel- und Thonboden, moorigei’, sumpfiger Boden), Boden- feuchtigkeit (Sinken der Bodenfeuchtigkeit steigert die Milzbrandfälle) und Temperatur (grosse Wärme begünstigt die Pintwickelung) haben Plinfiuss auf die MilzbrandentAvickelung in einer Gegend. Hactcriologi.^clies. Die den Milzbrand hervorrufenden Milzbrandbacillen sind im lebenden Thierkörpor Stäbchen- oder cylinderförmige, unbeAvegliche, an den Enden scharf abgeschnittene und etwas verdickte. 5—20 Mikra lange, 1 Mikra breite Ge- bilde, in der Mitte oft etwas geknickt erscheinend. Die Grösse Avechselt bei den ver- schiedenen Thieren, dennoch gehören die Milzbrandbacillen zu den grössten Spaltpilzen. Ungefärbt erscheinen die Bacterien glashell, gefärbt (am besten mit Bismarckbraun 1) Ci ävOpa^ = Kohle.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28112829_0034.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)