Lehrbuch der vergleichenden Pathologie und Therapie des Menschen und der Hausthiere : für Thierärzte, Ärzte und Studirende / von Georg Schneidemühl.
- Schneidemühl, Georg, 1853-1928.
- Date:
- 1898
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Credit: Lehrbuch der vergleichenden Pathologie und Therapie des Menschen und der Hausthiere : für Thierärzte, Ärzte und Studirende / von Georg Schneidemühl. Source: Wellcome Collection.
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![Tode führt. Bei der Allgemeininfektion, wegen der vorwiegenden Darmerkrankung .iSnthrax intestinalis („Mycosis intestinalis“) genannt, ist die Hauterkrankung kaum erkennbar, dagegen treten Erscheinungen einer schweren Darjnerkrankung auf. In wenigen Tagen folgt, unter schwerem Collaps Tod. Daneben leichtere Formen mit Genesung. Charakteristisch ist in der Mehrzahl der Fälle (auch bei Fleischgenuss) plötzliche Erkrankung, rascher Verlauf mit stürmisch auftretenden Erscheinungen (Erbrechen, Diarrhoe, Cyanose, Collaps). Lungenmilzbrand tritt unter den Erscliei- nungen einer Bronehojnieumonie auf. Patliologische Anatomie. Darmerkrankung charakteristisch. Neben Dünn- darmcatarrh finden sich hämonliagische Infiltrate mit centralen Verschorfungen. INIilz wenig vergrössert, dunkel und blutreich. Milzbrandbacillen sind mikroskopisch nachweisbar in den Erkrankungsherden, besonders in den Gefässen, I^ympli- drü.sen u. s. w. Diagnose ist gesichert durch Nachweis der Milzbrandbacillen im Blute uiul in den erkrankten Orginien, ev. durch Impfung von Mäusen mit dem verdächtigen Material. Prognose bei örtlicher Erkrankung, frühzeitiger Diagnose und richtiger Behandlung günstig. Ungünstiger bei Allgemeininfection. Therapie. Die Pustula maligna wird nach chirurgischen Regeln behandelt. Von Incisionen, Ausschneidungen sieht man oft ab, um Allgemeininfection zu ver- meiden. Dagegen Eisblase, Umschläge mit antiseptischem Verband. Bei All- gemeinerscheinungen Chinin 0,2 zweimal täglich, oft mit Carbolsäure (Acid. carbol. 0,1 Chin. 0,2 mehrmals täglich, [Leube]), ferner Calomel, Stüieylsäure u. s. w. Daneben kräftige Nahrung, Wein. Milzbrand bei Thieren. Allgemeines. Allgemeine Entstehung des Milzbrandes bei Tbieren. Die Mehrzahl der Milz- brandinfectionen erfolgt vom inficirten Boden aus. Die Aufnahme der Infectionserreger kann vom Magen und Darm aus, von der äusseren Haut, von der Lunge und den natürlichen Kör|)eröffnungen aus erfolgen. Die H a ut i nf e cti on ist im Ganzen selten bei Thieren. Voran- gegangene Wunden (durch Bisse, Stiche, Insektenstiche, stacheliges Futter,) bedingen die Eintrittsmöglichkeit. Häufiger ist Darminfection, wobei Milzbrandsporen und Milzbrand- bacillen durch Vermittelung der Nahrung und des Trinkwassers aufgenommen werden Durch die Streu von inficirtem Ackerboden und durch Knochenmehl, welches von kranken Thieren stammt und nicht geglüht wurde, kann Infection erfolgen. Ebenso durch die Milch kranker Thiere. Selten kommt der sog. Inhalationsmilzbrand (Aufnahme der Sporen durch die Lungen) vor. Verbreituiig.sweg und AVirkiiiig der Milzbranderreger. In der Cutis ist die Verbreitung nur langsam. (Sidamgrotzky.) Bei tieferer Infection erfolgt die \erbrei- tung durch Lymphgefässe und Blutgefässe. Nach schneller und massenhafter Vermehrung der Bacillen kommt es zu Hämorrhagien, Oedomen in den inneren Organen, sulzigen Extra- vasaten. Die Wirkung der Bacillen im Blute ist noch nicht ganz aufgeklärt. Theils soll Erkrankung und Tod durch Verstopfung der Capillaren und Sauerstoffentziehung, theils (Hoffa) durch Milzbrandalkaloide eintreten. Die wichtigsten cluinikteristisehen pathologisch-Hiiatomisehen Ver- änderungen heim Vlilzbrand. Es treten Hämorrhagien in allen Organen auf; Blut erscheint theerartig, weniger gerinnungsfähig, stark mit Bacillen durch- setzt, Todtenstarre fehlt, Fäulniss der Cadaver tritt bald ein; serös-sulzige und](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28112829_0036.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)