Lehrbuch der vergleichenden Pathologie und Therapie des Menschen und der Hausthiere : für Thierärzte, Ärzte und Studirende / von Georg Schneidemühl.

  • Schneidemühl, Georg, 1853-1928.
Date:
1898
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Credit: Lehrbuch der vergleichenden Pathologie und Therapie des Menschen und der Hausthiere : für Thierärzte, Ärzte und Studirende / von Georg Schneidemühl. Source: Wellcome Collection.

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    Cadavern trotz eingetretenor Fäulniss noch 15—44 Tage wirksam. Durch den Magensaft (Wischikowsky) durch CreolinJösung (l®/o), durch Citronensaft (nach drei Minuten), durch 2®/oigeu Liquor Ferri, durch 5/oige Salzsäure und Salicylsäure, durch 5®;oige Carbol- säurelösungen wird das Gift getödtet (de Blasi und Rasso Travoli). Ferner wird das Gift vernichtet nach längerer oder kürzerer Einwirkung von 10®/o Cupr. sulfur. 1:20,000 Sublimat, 3®/o Kali hypermang. von 25 /o Alkohol, u. s. w. 50—60® C. heisser Wasser- dampf vernichtet die Wirksamkeit des Giftes ebenfalls (Celli), auch fand man, dass eine von dem Gehirn wuthkranker Thiere hergestellte Emulsion ihre Giftigkeit verlor, wenn sie mit 1—2 Tropfen Essigsäure schwach angesäuert oder durch Soda schwach alkalisch ge- macht wurde (Friedberger-Fröhner). 1. Die Wuthkrankheit des Menschen. (Rabies. Lyssa.) Geschichtliche.s. In den Schriften desCelsus (200 n. Chr.) findet sich zum ersten Male das Wort Hydrophobie, welches jedoch nur ein gelegentliches Symptom darstellt und wie Hollinger richtigj bemerkt, fälschlich auch den wüthenden Thieren beigelegt wurde. Celsus empfahl bereits die prophylaktische Anlegung von Schröpfköpfen bei Tollwuthbiss, sowie Cauterisation. Falsche Vorstellungen über das Wesen der Krankheit bewirkten, dass man die von Lyssa befallenen Menschen fioh, einsperrte und sich selbst überliess. Oft wurden die so erkrankten Menschen von ihren Nachbarn erschossen, vielfach tödteten sich auch die von einem wuthkranken Hunde gebissenen Menschen selbst, um dem Ausbruche der Krankheit zu entgehen. Aetiolog'ie. Die Wuthkrankheit des Menschen entsteht nur durch Ein- führung des Wuthgiftes, welche fast nur durcli den Biss wuthkranker Hunde, selten durch deu Biss kranker Wolfe und Katzen bewirkt wird. Wahrscheinlich ist, dass die Hunde schon während der Incubation der Wuth die Krankheit durch ihren Biss auf den ]\Ienschen übertragen können. Dass auch Infectionen heim Menschen durch zufällige Verletzungen hei der Section wuthkranker Thiere ent- stehen können, ist sicher. Ob die intacte Epidermis das Gift aufnehmen kann, wenn wuthkranke Hunde lecken, ist nicht erwiesen und nicht wahrscheinlich. Die Neigung zur Erkrankung nach dem Biss wüthender Hunde ist heim Menschen im Ganzen nicht so gross, wie allgemein angenommen wird; 33—öO^’/o, nach andereu Autoren nur 8 — 10®/o der Gebissenen erkranken und sterben an AVuth. Die Incubationsdauer ist bei der Wuthkrankheit .sehr verschieden. 2 bis 5 Monate können durchschnittlich bis zum Ausbruch der Krankheit vergehen, ebenso kann es kürzere (2 ^Vocben) und sehr viel längere Zeit (1—2 Jahre) dauern. Muihrend der Incubation soll die Berührung der Narben von Bisswunden Zusammen- schnüren, Angstgefühl und tiefe Respiration hervorrufen. (Bollinger.) Symptome. Man kann ein Prodromalstadium (Stadium melancholicum), ein Stadium hydrophobicum (Stadium der Reizung) und ein Stadium pandyticum (Stiidium der Lähmung) unterscheiden. Im Prodromalstadium zeigt sich L n- wohlsein, Appetitlosigkeit, xinruhige Stimmung, durch das Bewusstsein der bevor- steheiiden Erkrankung hervorgerufen, gelegentlich auch Widerwille gegen Flüssig- keiten und manchmal Schmerzhaftigkeit der Bissnarben und Schwellung der be- nachbarten Lymphdrüsen. Selbst Krampfanfälle beim Schluckakt werden schon in diesem Stadium, das meist nur 1—2 Tage dauert, beobachtet. In dem hydro- j) ho bischen Stadiuni treten nur Krampfanfälle im Bereiche der Schlund-, Glottis-, Athem-, Rumpf- und Extremitätemnuskulatur auf. Die Anfälle sind mit | starker Athemnoth und grossem Angstgefühl verbunden. Weil die Kranken beim , Schluckakt Schluudkrämpfe bekommen, vermeiden sie ängstlich jede AVas.«erauf-