Vergleichende Physiologie wirbelloser Tiere / von H. Jordan.

  • Jordan, Herman.
Date:
1913-
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Credit: Vergleichende Physiologie wirbelloser Tiere / von H. Jordan. Source: Wellcome Collection.

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    erreicht wird, sondern daß uns vielmehr die Lebewelt als eine über- wältigende Mannigfaltigkeit von Formen und somit auch von Funktionen entgegentritt. Beide Ursachen können ims die Gesichtspunkte geben, von denen aus wir die Mannigfaltigkeit der Funktion, ordnend und ver- gleichend betrachten können. Maschinen mögen wiederum als Beispiele dienen: 1. Wenn es gelungen ist, irgend einen Zweck durch erstmalige Konstruktion einer Maschine zu erreichen, dann wird sie aller Voraussicht nach, noch recht unvollkommen sein. Es werden ihr Fehler anhaften, welche man bei dem nächsten Bau zu beseitigen sucht; Hilfsmaschinen werden hinzugefügt werden, reicher und reicher wird die Ausstattung, bis schließlich aus der primitiven Dampfmaschine des Denis Papin, etwa die Maschine eines modernen Ozeandampfers entsteht. Bei den Organismen ist es nicht anders. Wir lernen zunächst primi- tive Wesen kennen, dann reicher und reicher organisierte, bis hinauf zu den kompliziertesten, den Säugetieren, dem Menschen. Was aber kann für einen Organismus Kompliziertheit bedeuten, für ihn, dessen „Zweck“ doch immer nur das eine „Leben“ ist? Solange uns die Natur- wissenschaft nicht auch zugleich über einen Zweck, eine Bedeutung des Lebens orientieren kann, bleibt die Frage zu beantworten: Was ist zu erreichen möglich, das über Leben schlechthin hinausginge? Wir ließen bis jetzt die Einwirkung der Umgebung auf den Organis- mus außer Betracht. Die Umgebung, das heißt der Inbegriff der Kräfte, die auf die Organismen wirken, die Summe ihrer Lebensbedingungen, weist große Mannigfaltigkeit auf. Je nach dem Orte, an dem ein Tier sich aufzuhalten pflegt, nach seiner Lebensweise etc., sind die Anforderungen, die das Leben an es stellt, verschieden, zumal verschieden groß. Je leistungsfähiger aber die Organe eines Tieres sind, ein desto größeres, reicheres Lebensgebiet wird es sich erobern, wird es innehaben. Es ist imstande der Mannigfaltigkeit seiner äußeren Existenzbedingungen, durch Leistungen seiner Organe zu begegnen; jede Wirkung der Außenwelt mit einer Gegenwirkung zu beantworten, angetan, das Gleichgewicht wiederherzustellen, welches jene Außenwirkung zu stören drohte. Ge- wiß können gerade primitivste Tiere, weitgehende Schwankungen ein- zelner Lebensbedingungen (an die sie „angepaßt“ sind) oft in stau- nenswerter Weise passiv vertragen. Wenn aber mit den Anforderungen des Gesamtlebensgebietes die Leistungsfähigkeit der Organe steigt, so nehmen auch ihre Ansprüche an Nahrung, an bestimmte Wärme- grade, an bestimmten Salzgehalt ihrer Substanz zu. Ein passives Aushalten der Schwankungen innerhalb der Lebensbedingungen wird mehr und mehr unmöglich. Wieder sind es Organleistungen, welche jene gesteigerten Ansprüche befriedigen müssen: So wächst die Leistung mit der Beanspruchung, und diese hinwiederum nimmt mit der Leistung zu. Durch zweierlei kann das vollkommenere Organsvstem sich vor i • • • . o dem primitiveren auszeichnen: a. Durch „Arbeitsteilung“ (Differenzierung). Wenn ein einziges Organsystem vielerlei leisten muß. so wird die Einzelleistung darunter zu leiden haben. Wenn das gleiche Element etwa Nahrungsstoffe in sich aufnimmt und zugleich diese Stoffe für den ganzen Organismus aufspeichern muß, so wird seine Aufnahme- fähigkeit beschränkt sein; anders, wenn die Speicherung durch andere