Das Sauerstoff-Bedürfniss des Organismus : eine farbenanalytische Studie / von P. Ehrlich.

  • Paul Ehrlich
Date:
1885
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Credit: Das Sauerstoff-Bedürfniss des Organismus : eine farbenanalytische Studie / von P. Ehrlich. Source: Wellcome Collection.

    170/180 (page 162)
    Selbstverständlich trage ich kein Bedenken, einen Theil der Gesichtspunkte, die ich für die Drüsen erörtert habe, auch auf die Gesammtheit der Organe zu übertragen. Allen Zellen ist gemeinsam, dass in ihre Zusammensetzung die beiden Zellconstituentien Protoplasma und Paraplasma ein- gehen, und werden wir kaum fehl gehen, wenn wir allerorts im Paraplasma freien, im Protoplasma gebundenen Sauer- stoff annehmen. Es werden daher im Paraplasma die durch indifferenten Sauerstoff oxydablen Verbindungen die be- treffende Umwandlung erfahren müssen. Solcherlei dürfte im Innern des sauerstoffungesättigten Protoplasmas im All- gemeinen — mit Ausnahme der wenigen, meistbegünstigten Organe — nicht stattfinden, sondern dürften hier im Gegen- theil indifferente, d. h. nicht eigentlich assimilationsfähige Verbindungen reducirenden Einflüssen unterworfen sein. Wenn wir daher finden, dass nach Einverleibung bestimmter Substanzen, z. B. Chloral, Derivate einer Reductionsstufe zur Ausscheidung gelangen, so werden wir diese Erscheinung in den meisten Fällen darauf zurückzuführen haben, dass die betreffende Substanz gerade von reductionskräftigen Proto- plasmaten excipirt resp. secernirt werde*). Wenn ich also auch glaube, dass Zellen mit reductionskräftigem, etwa Indoplienolweiss bil- dendem Protoplasma fremdartige Stoffe nicht oxy- diren, so gilt das Gleiche selbstverständlich nicht von den Verbindungen, die in die Zusammensetzung des Protoplasmas .’*) Manche Stoffe werden schon innerhalb des Darmtractus reducirt und wird das entstehende Product, falls es nicht autoxydabel, als solches in die Secrete übergehen können. Es ist daher nicht gestattet, den Uro- bilingehalt des Urins ohne Weiteres auf eine Reductionskraft der Parenchym« zu beziehen.