Costanzo Landi und seine 'methodus de bona valetudine tuenda̕ / [Walter Artelt].
- Artelt, Walter, 1906-
- Date:
- 1932
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Credit: Costanzo Landi und seine 'methodus de bona valetudine tuenda̕ / [Walter Artelt]. Source: Wellcome Collection.
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![Neben dem Naturgenuß empfiehlt Landi den von Kunstwerken: „Pictura etiam et sculptura oculos pascere [„Augenweide“!] prodest Albini di Moncalieri: „Intueri celum sereno tempore per fenestram et aspicere aquam claram de prope ... et figere Visum circa colores viridos et inspicere speculum tersum et darum sanitatem oculorum conservat (zitiert nach Frieda Joost, a. a. O., S. 19) oder Bartholomaeus Anglicus: „Obscuritas etiam - terrea sive nigredo cum non sit in extremo mediocriter spiritum visibilem aggregat et confortat“ (De proprietatibus rerum, lib. XIX., c. 18) oder Mag- ninus: „Aspectus coloris viridis Visum confortat, et quanto color magis distat a medio, tanto magis confortat. Item si oculus aperiatur in aqua frigida, vas coloris viridis intuendo . . . organum oculorum confortat“ (Regimen sanitatis, cap. 8. — Ähnliches vgl. etwa bei F. Joost, a. a. O., S. 14 und 22, oder in Graefe-Saemisch, Handbuch der Augenheilkunde, 2. Aufl., Bd. 14 = J. Hirschberg, Geschichte der Augenheilkunde, 3. Buch, §453, Leipzig 1911, S. 402). Diese besonders hervortretende Vorstellung von der kräftigenden Einwirkung des Grün auf den Gesichtssinn, die sich noch bis in die Gegenwart hinein im Volksglauben erhalten hat, geht letzten Endes zurück auf die aristo¬ telischen Problemata (XXXI, 19; vgl. besonders Hugo Magnus, Die Augen¬ heilkunde der Alten, Breslau 1901, S. 116f.). In der Renaissance begegnen wir noch der mittelalterlichen Anschauung von der Möglichkeit einer Stärkung des visus etwa in der „0@@AAM0d GTAETA, Das ist Augendienst“ des Georg Bartisch v. Königsbrück (Dresden 1583). Die Dinge, die hier (fol. 252r) als, „so man sie offt vnd fleißig besiehet vnd anschawet/dem Gesichte vnd den Augen sehr nützlich/gut vnd bequem“ auf¬ gezählt werden, sind zum größten Teile identisch mit den Vorschriften Gia- comos di Moncalieri. Daneben aber finden wir in der Renaissancemedizin eine andere Anschauung über die direkte Einwirkung etwa des Grün auf den Gesichtssinn: ein derartiger Anblick ermögliche nicht eine Übung und Stärkung der Sehkraft für kommende Anforderungen, sondern eine Erholung (recreatio) des Gesichtssinnes jeweils nach vorangegangenen Anstrengungen. Vgl. etwa Iulius Alexandrinus: „Conducibile tarnen, quum iam assidua rerum visorios spiritus distrahentium inspectione defatigari incipient, habere, in quae obtutus defatigatur recreandis illis, caerulea aut viridia aliqua“ (Salubrium sive de sanitate tuenda libri XXXIII, Coloniae Agripp. 1575, S. 778). Solche An¬ schauungen gehen ebenfalls auf antike Lehren zurück: zur Erholung der er¬ müdeten Sehkraft hatte Galen (ed. Kühn III, 776) den Anblick von xQdjfiaia xvavä [= caerulea; über die Bedeutungswandlungen dieser Farbbezeichnung vgl. besonders N. P. Benaky, Du sens chromatique dans l’antiquite ..., Paris 1897, S. 260—272] empfohlen, Plinius mehrfach (nat. hist. XXIX 38 und XXXVII, 16) den von grünen Objekten, und zwar des Smaragd und Scarabaeus viridis. — Eine abweichende Ansicht von dem direkten Nutzen grüner Garten¬ anlagen (viridia) für das Auge vertritt Vitruv (de archit. V, 9, 5): aus diesen viridia ströme ein zarter und schwacher aer, der aus den Augen des Spazier¬ gängers verdickte Säfte beseitigt und deren Sehschärfe erhöht. Die Anschauung von einer indirekten Wirkung des Anblickes bestimmter Objekte auf den Gesundheitszustand, wie sie Landi in der Renaissance ver¬ tritt, spricht im späteren Mittelalter aus einer Schilderung des Klosters Clair-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b30629056_0014.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)