Costanzo Landi und seine 'methodus de bona valetudine tuenda̕ / [Walter Artelt].
- Artelt, Walter, 1906-
- Date:
- 1932
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Credit: Costanzo Landi und seine 'methodus de bona valetudine tuenda̕ / [Walter Artelt]. Source: Wellcome Collection.
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![[äd delectationem], et pictas tabulas assidue intueri . . . Refert Suetonius [Vitae II, c. 70], Augustum Caesarem pretiosa supellec- vaux: . . In diesem Gehege bilden viele Bäume . . . einen Obstgarten wie einen Hain, der, in der Nähe der Krankenzelle gelegen, den Brüdern in ihrer Schwachheit nicht geringen Trost gewährt, da er den Spaziergängern einen geräumigen Wandelraum und auch den Fiebernden eine süße Ruhestatt ge¬ währt . . und zum Trost in seinem Schmerz duften seiner Nase die Kräuter¬ arten entgegen. Das liebliche Grün der Kräuter und Blumen ist seine Augen¬ weide und all die Wonne, die vor ihm hängt und wächst, so daß er nicht mit Unrecht sagen kann: ich sitze unter dem Schatten, des ich begehre, und seine Frucht ist meiner Seele süß [Cantic. 2, 3]. Die Ohren liebkost mit süßen Weisen der bunten Vögel Gesang [Aen. IV, 525 und VII, 34] und zur Heilung einer ein¬ zigen Krankheit «besorgt vielerlei Trost» die göttliche Liebe, da die Luft in reinem Glanze leuchtet, die Erde von Fruchtbarkeit duftet und er selber mit Augen, Ohren und Nase die Wonne der Farben, Lieder und Gerüche einschlürft . . (zitiert nach Ganzenmüller a. a. O., S. 237f.) Zwischen diesem Briefe und einzelnen Wendungen in der „Methodus“ des Landi lassen sich weitgehende Übereinstimmungen zeigen. — Die Wirkung der grünen Farbe auf die Psyche — nicht nur auf die Sehkraft — wird eben¬ falls, wie in der Renaissance, schon im Mittelalter betont: „Viel Lieblich¬ keit besitzt jener Ort, viel, was die müden Geister erleichtert und das ängstliche Seufzen löst, . . . wenn der Erde Antlitz in mannigfaltigen Farben lächelt, durch sein grünend Bild die Augen weidet...“ (ebenda, S. 239). Freilich bleiben die mittelalterlichen Versuche, diese Schönheit zu analysieren, „ganz an der Oberfläche. Die Kräuter sind schön, weil sie grün sind“ (j. Huizinga, Herbst des Mittelalters, München 1928, S, 400). Auch die Vorstellung von der psy¬ chischen Wirkung des Grün ist antik; vgl. etwa Plinius (nat. hist. XXXVII, 16): „Nullius coloris adspectus iucundior est [als das Grün des Smaragd]; nam herbas quoque silentis frondisque avide spectamus, zmaragdos vero tanto libentius, quoniam nihil omnino viridius conparatum illis viret.“ Die psychische Wirkung aller Farben sucht Platon dadurch zu fassen, daß er ihre Schön¬ heit der der mathematischen Urformen gleichsetzt (Phil 51 d; vgl. Edm. Vecken- stedt, Geschichte der griechischen Farbenlehre, Paderborn 1888, S. 13; ähnlich Plato, Phaid. lOOd und Rep. V, 480 a). ^ Diese Anschauung von der psychischen Wirkung der Farben unter¬ scheidet sich nicht grundsätzlich von den modernen medizinischen Anschau¬ ungen über die Farbe als Heilfaktor (vgl. Helmut Rinnebach, Die Heil¬ wirkung der Farben. In: Umschau XXXV (1931), S. 629—631), während die Vorstellung eines direkten Einflusses von bestimmten Farbwerten auf das Auge heute aufgegeben ist; farbige Gläser (über ihre Geschichte vgl. Albert v. Pflugk, Farbige, insbesondere grüne Gläser als Augenschutz, Berlin 1929) werden nur noch zur Ausschaltung von für das Auge schädlichen Strahlenarten verwandt. Auch in der pseudomedizinischen modernen Literatur spielt die Chromotherapie eine große Rolle; vgl. etwa Oskar Ganser, Die Chromotherapie unter Be¬ rücksichtigung astrologischer Elemente, Leipzig 1920, oder den „okkult¬ wissenschaftlichen Roman“ Moderne Rosenkreuzer oder Die Renaissance der Geheimwissenschaften von G. W. Surya, 2. vermehrte Aufl., Leipzig 1914.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b30629056_0015.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)