Ein Beitrag zur Kenntnis des primären Scheiden- und Vulva-Karcinoms ... / Ernst Kalle.
- Kalle, Ernst (Ernst Friedrich Theodor), 1877-
- Date:
- 1903
Licence: In copyright
Credit: Ein Beitrag zur Kenntnis des primären Scheiden- und Vulva-Karcinoms ... / Ernst Kalle. Source: Wellcome Collection.
19/64 (page 19)
![]9 Blutungen, sowohl spontan, wie post coitum, Schmerzen von lanzinierendem Charakter, ferner Fluor diejenigen Anzeichen sind, die von den Patientinnen am häufigsten dem Arzt geklagt werden. Ist das Karcinom schon weiter vorgeschritten, so schliessen sich diesen Symptomen an Schmerzen und Brennen beim Urinieren und bei der Defäkation. Der Fluor ist als¬ dann von fast unerträglichem Foetor begleitet. Sobald die Tumormassen so gross geworden sind, dass sie fast die ganze Scheide ausfüllen, so macht ein Gefühl von Zerren und Drän¬ gten nach abwärts den Zustand oft unerträglich. Kachexie habe ich übrigens sehr selten angeführt gefunden; meist be¬ fanden sich die Frauen in gutem oder verhältnismässig gutem Ernährungszustände. Das primäre Karcinom der Vagina, welches einige Zeit bestanden hat, zeigt eine grosse Neigung zur weiteren Aus- breitung. Gebhard (5) schreibt, dass diese Krebsart nicht nur ein gewisses Bestreben zum Flächenwachstum hat, sondern auch in die Tiefe zu wuchern, da die Muskulatur der Scheide, wie die des Beckenbodens ein wenig- festes Gefüge aufweist. Dieselbe Ansicht habe ich auch bei A. Martin (1) vertreten gefunden. Auf dem Wege der Lymphbahnen kommt das Kar¬ cinom in das paravaginale Bindegewebe, in das Parametrium und schliesslich in die retroperitonealen Lymphdrüsen. Bail (37) und Rohde (36) sind in ihren Arbeiten über den primären Scheidenkrebs der Ansicht, dass, selbst wenn die ganze Vagina, das Beckenbindegewebe, Harnblase und Mastdarm karcino- matös degeneriert sind, dennoch der Uterus intakt bleibt. Flat das Karcinom auf Blase und Mastdarm übergegriffen, so kommt es in der Regel zur Bildung einer Recto- resp. Vesico- vaginalfistel. In einem der aus der Greifswalder Frauenklinik zu veröffentlichenden Fälle hatte sich das primäre Scheiden- karcinom ausser auf die Blase noch weiter auf den Ureter ausgebreitet. Wie weit das Fortschreiten dieser Krankheit im Becken gehen kann, dafür ist ein von C. Gaye (19) mitgeteilter 2 *](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b30603572_0019.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)