Die Hauptgesetze des menschlichen Gefuhls-lebens : eine experimentelle und analytische Untersuchung uber die natur und das Auf-treten der Gefuhlszustande nebst einen Beitrage zu deren Systematik.

  • Lehmann, Alfr.
Date:
1892
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Credit: Die Hauptgesetze des menschlichen Gefuhls-lebens : eine experimentelle und analytische Untersuchung uber die natur und das Auf-treten der Gefuhlszustande nebst einen Beitrage zu deren Systematik. Source: Wellcome Collection.

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    Gefuhlsmischungen Jcdnnen heine ndhere Verbindung miieinander schliefsen, sondern wechseln im Bewufstsein db. 292. Successive gegebene Vorstellungen. Bei der Untersuchung des Gefiihlskontrastes wiesen wir nach und be- grilndeten wir, dafs unter zwei successiven Bewufstseinszustanden nur der letztere durch Kontrast niit dem ersteren erhoht werden konne, wogegen das Umgekehrte niemals stattfinde [269]. Dieser Satz mufs allgemeingultig sein, weil von einem kiinftigen Bewufstseinszustand auf einen gegenwartigen keine Rlickwirkung wird statt£nden konnen, ganz davon abgesehen, worin die Wechselwirkung zwischen den beiden Zustanden bestelie. Keine Veranderung ohne Ursache; was im jetzigen Moment nicht €xistiert, kann jetzt auch keine Wirkungen haben. Es eriibrigt also nur, im Folgenden zu untersuclien, welchen Einflufs ein bereits entschwundener Bewufstseinszustand auf den oder die nachfolgenden haben kann. 293. Zahlreiche Vorstellungen, jede mit ihrer eigentiimlichen Geflihlsbetonung, konnen sich im Bewufstsein ablosen, ohne dem Anschein nach aufeinander zu wirken. Geht man eine belebte Strafse hinab, so erhalt man von alien Umgebungen ein Gewuhl von Eindrucken, bald erfreuHche, bald niederdriickende, die mit- einander abwechseln, ohne dafs der eine nachweisbaren Einflufs auf den folgenden hatte. Dasselbe ist unter alien Verhaltnissen des Lebens wahrzunehmen. Je nachdem eine Arbeit schneller oder lassiger von der Hand geht, schwingt das Gefuhl zwischen Lust und Unlust; bald dampft eine unvorhergesehene Schwierig- keit den Mut, bald ist die Schwierigkeit iiberwunden und die Arbeit geht wieder mit Lust von statten. Anderseits kann aber oft eine kleine, an und fur sich unbedeutende Begebenheit eine Stimmung, einen kiirzere oder langere Zeit hindurch konstanten Gefuhlszustand hervorrufen, der lange nach dem Verschwinden der urspriinglichen Ursache fortbestehen kann und alien spater auftauchenden Vorstellungen eine eigentiimliche Geflihlsbetonung zu geben vermag. Man kann oft liber eine geringfiigige Sache „guter Laune werden, noch leichter aber verstimmt werden, seine „gute Laune verlieren, und beide diese entgegengesetzten 8timmungen konnen tagelang auf alle spateren Erlebnisse und Beschiiftigungen influieren und denselben ein Gefuhlsgeprage verleihen, das sie normal nicht haben. Man hat diese Erscheinung die „Expansion des Gefilhls genannt. Hiernach sieht es aus, als