Die Hauptgesetze des menschlichen Gefuhls-lebens : eine experimentelle und analytische Untersuchung uber die natur und das Auf-treten der Gefuhlszustande nebst einen Beitrage zu deren Systematik.
- Lehmann, Alfr.
- Date:
- 1892
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Credit: Die Hauptgesetze des menschlichen Gefuhls-lebens : eine experimentelle und analytische Untersuchung uber die natur und das Auf-treten der Gefuhlszustande nebst einen Beitrage zu deren Systematik. Source: Wellcome Collection.
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![Untersuchung, welch en Gesetzen gemiifs sich dieser Einflufs ilbrigens geltend macht, konnen wir uns hier nicht wohl ein- lassen, da wir die Wirkungen reproduzierter Vorstellungen auf das Gefiihl ilberhaupt nicht nilher behandeln. In einem spateren Abschnitte werden wir indes sehen, dafs alle unsere wesentlichsten Erfahrungen in betreff der Expansion des Gefiihls sich aus der hier gegebenen Erklarung in Verbindung mit bekannten Gesetzen fiir die gegenseitige Einwirkung der Gefilhle aufeinander ver- stehen lassen [345]. 295. Ohne unseren spateren Untersiichungen vorzugreifen^ konnen wir nun behaupten, dafs die Hauptbedingung fiir die Expansion des Gefiihls die ist, dafs die betonte Vorstellung im stande sein mufs, andere Vorstellungen mit der namlichen Be- tonung zu reproduzieren, und besonders Organgefiihle hervor- zurufen, die langere Zeit hindurch ihren Einflufs vorzuglich geltend machen konnen. Alles, was das Entstehen solcher Associationen verhindert, wird also auch eine Expansion des- Gefiihls verhindern. Und da wir nun wissen, dafs jedes Gefiihl sich auf die angeftihrte Weise verstarkt, und zwar um so mehr, je starker dasselbe ist, so werden es nur schwache Gefiihle sein,. die, namentlich wenn sie an schnell wechselnde Vorstellungen gebunden sind, ohne Expansion, ohne Einflufs auf spatere Zu- stande verlaufen konnen. Denn wenn die Vorstellungen schnell wechseln, so wird, zufolge des Gesetzes von der Abhangigkeit des Gefiihls von der Zeit, das einzelne Gefiihl nicht im stande sein, das Maximum zu erreichen und sich somit in seinem vollen Umfang geltend zu machen. Dies stimmt auch mit den oben [293] angefiihrten Beispielen von ausbleibender Expansion, bei denen wir gerade mit einer Reihe schnell wechselnder Vorstellungen von ziemlich schwacher Betonung zu thun hatten; dagegen Avird jedes noch so geringe Ereignis, das zum Ausgangspunkt einer Gedankenreihe oder der Reproduktion einer Reihe von Vor- stellungen wird, leicht eine Expansion des Gefiihls herbeifiihren. — Wir konnen also das Resultat dieser Betrachtungen in folgendem Satze zusammenfassen: 296. Wenn eine Reihe verhdltnismdfsig schwach hetonter Vorstellungen schnell miteinander im Beivufstsein abwechseln, so ivird das einzelne Gefiihl ohne nachweisharen Einflufs auf die folgenden Zustdnde verlaufen konnen. Sohald dagegen eine lust- Oder unlusthetonte Vorstellung andere Vorstellungen, und zwar](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21272256_0237.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)