Die Hauptgesetze des menschlichen Gefuhls-lebens : eine experimentelle und analytische Untersuchung uber die natur und das Auf-treten der Gefuhlszustande nebst einen Beitrage zu deren Systematik.
- Lehmann, Alfr.
- Date:
- 1892
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Credit: Die Hauptgesetze des menschlichen Gefuhls-lebens : eine experimentelle und analytische Untersuchung uber die natur und das Auf-treten der Gefuhlszustande nebst einen Beitrage zu deren Systematik. Source: Wellcome Collection.
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![unci ist deswegen als Vorstellungsinhalt zu behandeln. Zwischen dem einzelnen Gedanken, der nur die spezielle Form einer zusammengesetzten Vorstellung ist, und dem Verlialtnis zwischen zwei zusammengesetzten Vorstellungen, zwei nicht-formulierten Gedanken, besteht doch immer der wesentliche Unterschied, dafs, wie beriihrt [305], im letzteren Falle von einem Streit oder einer Ubereinstimmung die Rede sein kann, im ersteren dagegen nicht. Bei den Untersuchungen liber die speziellen Gesetze der Gefuhle sahen wir, welche aufserordentliche Bedeutung die zeitlichen, die Kontrast- und die Identitats- beziehungen fiir unser Gefiihlsleben haben, und es mochte des- halb triftiger Grund vorliegen, zwischen diesen bedeutungsvollen Vorstellungsverhaltnissen und dem allenfalls fiir unsere Gefuhle ziemlich bedeutungslosen Vorstellungsverhaltnisse, das durch Zerspaltuug einer zusammengesetzten Vorstellung entsteht, scharf zu sondern. Da letzteres nur die spezielle Form ist, die ein Vorstellungsinhalt anzunehmen vermag, ist es als ein Vorstellungs- inhalt zu betrachten, und im Folgenden nehmen wir deshalb wie bisher das Wort Vorstellungsinhalt in diesem weiteren Sinne^ infolge dessen der „Gedanke gleich der „zusammengesetzten Vorstellung und somit als entschiedener Gegensatz aller anderen Vorstellungsverhaltnisse gesetzt wird. — Nachdem Avir nun unsere Auffassung prazisiert haben, konnen wir zur Untersuchung der unabhangig variablen Grofsen libergehen, durch welche ein Gefuhlszustand bestimmt wird. 412. Was nun erstens den Vorstellungsinhalt betriflft, so leuchtet ein, dafs dieser von den anderen am Gefiihlszustande mitbeteiligten Grofsen durchaus unabhangig ist. Ein Gefiihlston bestimmter Art und Starke kann mit vielen verschiedenen Vor- stellungen verbunden sein, und dasselbe Verhaltnis kann zwischen den verschiedensten Vorstellungen angetrofFen werden, indem das Verhaltnis a/b fiir die uncndlich vielen Werte des a und des b denselben Wert behalten kann. Also sind die betonten Vor- stellungen selbst noch unbestimmt, auch wenn die Art und Starke der Gefiihlstdne und das gegenseitige Verhaltnis der Vorstellungen gegeben sind, oder mit anderen Worten: der Vorstellungsinhalt eines Gefiihls ist unabhangig variabel. Ebenso gilt es von dem Vorstellungsverhaltnisse, dafs derselbe von den anderen drei das Gefiihl bestimmenden Grofsen unabhangig ist. Die Unabhiingig- keit von der Art und der Starke der Gefiihlstone springt in die](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21272256_0352.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)