Die Hauptgesetze des menschlichen Gefuhls-lebens : eine experimentelle und analytische Untersuchung uber die natur und das Auf-treten der Gefuhlszustande nebst einen Beitrage zu deren Systematik.
- Lehmann, Alfr.
- Date:
- 1892
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Credit: Die Hauptgesetze des menschlichen Gefuhls-lebens : eine experimentelle und analytische Untersuchung uber die natur und das Auf-treten der Gefuhlszustande nebst einen Beitrage zu deren Systematik. Source: Wellcome Collection.
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![konnte ein Gefuhlston, dessen Vorstellung urspriinglich lustbetont war, in Unlust uberschlagen, wenn die Vorstellung sich hin- langliche Zeit hindurch andauernd ira Bewufstsein geltend maclite. Und ferner kann jede schwaclie Lust oder Unlust wegen eines Kontrastes zwischen der Vorstellung, an welche der Gefuhlston gebunden ist, und anderen Vorstellungen, die von einem Gefuhls- tone derselben Art, aber grofserer Starke, begleitet sind, in ihr Gegenteil iiberschlagen. In beiden diesen Fallen wird also die Art des Gefuhlstones bestiramt sein, wenn man aufser dem Vorstellungsinlialt zugleich dessen Verlialten zu anderen vor- handenen Vorstellungen kennt^ hierunter wird ja auch der Fall einbegriffen sein, dafs einige Zeit hindurch keine anderen Vor- stellungen vorhanden sind oder gewesen sind, so dafs also wahrend eines gewissen Zeitraums die betonte Vorstellung allein zur Geltung kam. Das Resultat wird also, dafs die Art des Gefuhlstones eine Funktion des Vorstellungsinhalts und des Vorstellungsverhaltnisses ist. 414. Mit Bezug auf die Starke der Gefuhlstone ist die Sache etwas verwickelter. Ist eine Vorstellung bestimmter Art und Starke gegeben, so darf man annehmen, dafs die Starke des mit derselben verbundenen Gefuhlstones, ceteris paribus, konstant ist [240]. Unter den verschiedenen Beziehuugen, in welche die betonte Vorstellung zu anderen gleichzeitigen und unmittelbar vorausgehenden Vorstellungen treten kann, wird die Starke des Gefuhlstones indes auf gesetzmafsige Weise variieren, wie bei den Untersuchungen tiber die speziellen Gesetze der Gefuhle nachgewiesen ward. Also wird die Starke des Gefuhls- tones stets bekannt sein, wenn man aufser der Art und Starke der betonten Vorstellung zugleich deren Verhaltnis zu anderen Vorstellungen kennt. Nun kommt aber zu diesen Faktoren noch eine Grofse hinzu, die in hohem Mafse die Intensitat der Gefiihlszustande beeinflufst und dieselbe durchaus unberechenbar macht, namlich die zufalligen Associationen. Bei demselben Individuum konnen diese unter sonst gleichartigen Verhaltnissen von sehr verschiedener Bedeutung sein, und da sie wesentlich nur eine Verstiirkung des vorhandenen Gefiihls bewirken, wird dessen Starke also bedeutend variieren konnen, auch wenn der urspriinglichc Vorstellungsinhalt und dessen Verhaltnis zu anderen Vorstellungen gegeben sind. Die Starke des Gefuhlstones ist daher erst dann bestimmt, wenn man aufser den beiden genannten](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21272256_0354.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)