Die Hauptgesetze des menschlichen Gefuhls-lebens : eine experimentelle und analytische Untersuchung uber die natur und das Auf-treten der Gefuhlszustande nebst einen Beitrage zu deren Systematik.
- Lehmann, Alfr.
- Date:
- 1892
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Credit: Die Hauptgesetze des menschlichen Gefuhls-lebens : eine experimentelle und analytische Untersuchung uber die natur und das Auf-treten der Gefuhlszustande nebst einen Beitrage zu deren Systematik. Source: Wellcome Collection.
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![chronisch wird, so geht er in die 8timmung des „Groll.s iiber. 1st hiermit ein fortwjihrendes Trachten nach Rache, ein Erlauern der Gelegenheit zu deren Ausilbung verbundcn, so lieifst der Zustand „Rachgier, diese ist aber wegen des rait derselben verkniipften bewufsten Wollens zunachst als eine Leidonschaft zu betrachten and gehort also nicht hierher. Wo die Existenz nicht direkt, wohl aber indirekt dadurch gehemmt wird, dafs ein anderer mehr erreicht und folglich mehr vermag als das In(^viduum selbst, entstelit die Unlust des „Neides. — „Dankbarkeit ist die Freude iiber das willkiirliche Eingreifen eines anderen zu Nutz und Frommen des Individuums. AA'ir hegen „Vertrauen zu demjenigen, von dem wir mit Sicherheit wissen, dafs er in irgend einer Beziehung unser Wohl fordern will. 431. IV. Die asthetisclien G-efiihle. — Diese ent- springen aus solchen Eindriicken aus der Aufsenwelt, die vom Individuum nicht als dessen Existenz unmittelbar fordernd oder hemmend aufgefafst werden. Da das Individuum im Momente der Reizung sich nicht unmittelbar bewufst ist, dafs es sich um sein eigenes Wohl handelt, so werden diese Gefiihlszustande auch nur wenig hervortretende Triebaufserungen lierbeifuhren; gewohnlich werden die Gefiihle nur von einer Hinrichtung oder Ablenkung der Aufmerksamkeit und solchen einfachen Bewegungen begleitet sein, durch welche das sinnliche Wahr- nehmen im Momente erleichtert oder aufgehoben wird. Man hat die asthetischen Gefiihle deshalb im Gegensatz zu alien anderen als trieb- oder begehrlos charakterisiert, was indes, wie gesagt, nicht durchaus richtig ist. — Es gibt der asthetischen Gefiilde wohl ebenso viele, als es Gruppen von Objekten gibt, durch deren blofses Beschauen Lust oder Unlust entstehen kann, die S]3rache hat aber keine Namen fiir diese verschiedenen Zustande. Alles, was bei der Betrachtung Lust erregt, heifst „schon ; was bei der Betrachtung Unlust erweckt, heifst „unschon, „hafslich. Aus praktischen Griinden hat man in der Asthetik, die eine ausftihrlichere Darstellung der asthetischen Gefuhle und der Verhaltnissc gibt, unter welchen dieselben entstehen, als die allgemeine Gefiihlslehre — oder die viellcicht vielmehr nur eine solche Darstellung geben sollte — die Gefiihle in die elementaren und die hoheren eingeteilt. Zu den ersteren rechnet man diejenigen Lust- und Unlustgefiihle, deren Vorstellungsinhalt Sinnesempfindungen und einfache Kombinationen derselben sind,](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21272256_0370.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)