Leibschmerzen, ein Versuch, einige von ihnen zu erklären / von K.G. Lennander.
- Lennander, Karl Gustav, 1857-1908.
- Date:
- 1906
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Credit: Leibschmerzen, ein Versuch, einige von ihnen zu erklären / von K.G. Lennander. Source: Wellcome Collection.
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![I\. G. L e n n ander, tonitis auf der Bauchwandserosa. Da alle Symptome unverändert be- standen auch am Tage nach der Aufnahme ins Krankenhaus und da ich zu wissen glaubte, daß das Blut untersucht und normal befunden war, machte ich unter lokaler Anästhesie eine iy2 cm lange Incision durch die vordere Bauchwand, unterhalb der Spitze der 11. Rippe. Das Peritoneum parietale war gesund. Auf der Milz war keine andere Veränderung sichtbar oder fühlbar, als daß sie vergrößert war. Eine sofortige Blutuntersuchung ergab 300 000 weiße Blutkörper auf ein Kubikmillimeter Blut. Unter Bettruhe und Röntgenstrahlenbehandlung minderten sich schnell die Symptome von Schmerz und Druckempfind- lichkeit. Die Milz wurde gleichzeitig kleiner. Bei dieser Patientin war es leicht, einen Umstand zu beobachten, mit dem man bei Palpation des Leibes und der Gelenke immer rechnen muß. Ein einfacher Druck auf die Bauchwand gegen die Milz tat nach ein paar Tagen Bettruhe nicht weh. Ein Druck mit Verschiebung des Peritoneum parietale gegen den festen Margo linealis war hingegen immer schmerzhaft. Man muß sich diesen Milzfall so denken, daß die Empfindlichkeit der Schmerznervei] in der parietalen Serosa und Subserosa der vorderen Bauchwand gesteigert war durch die Spannung der Bauchwand, zufolge der schnellen Zunahme der Milz und; durch Verschiebung der parietalen Serosa gegen die übrige Bauchwand, als die Patientin mit ihrer schweren Milz umherging und Arbeit verrichtete. Es hatte hier eine ganze Reihe von aneinander gehäuften Traumata gegen die Innenseite der Bauch- wand eingewirkt. Was bei einer großen und beweglichen Milz (wandernder Milz) Unbehagen verursacht, ist teils die Dehnung retroperitonealer Nerven durch das Zerren der Milz an ihrem Pedunkel, teils das Reiben gegen die Serosa der vorderen Bauchwand, als die Milz innerhalb der Bauch- höhle ihre Lage verändert. . Wenn der Stiel einer beweglichen Milz oder eines Ovarium oder einer Darmschlinge umgedreht wird (Stieltorsion, Volvulus), so ist dies mit größerem oder geringerem Schmerz verbunden. Dieser kann sehr stark sein. Ein andermal findet man beim Operieren eine Ovarial- geschwulst mit Stieltorsion, wo man nicht gewagt hat, diese Diagnose zu stellen, weil die Schmerzen geringfügig gewesen waren, und die Patientin ihr erstes Auftreten auf keinen bestimmten Zeitpunkt beziehen konnte. Je schnellere und kräftigere Umdrehung und Einschnürung des Pedunkels der Geschwulst oder Darmschlinge, desto größere Ver- schiebung und Streckung der Schmerznerven in der parietalen Serosa und Subserosa, und desto reichlichere venöse Stasis und Blutung in der gedrehten Geschwulst oder Darmschlinge. Ich erinnere an die erheb- lichen Schmerzen bei einer totalen Umdrehung des ganzen Dünndarm- mesenteriums. Gewiß kann man von dem Umdrehungsschmerz einen](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22401167_0010.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)