Lehrbuch der praktischen vergleichenden Anatomie / von Carl Vogt und Emil Yung.
- Carl Vogt
- Date:
- 1888-1894
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Credit: Lehrbuch der praktischen vergleichenden Anatomie / von Carl Vogt und Emil Yung. Source: Wellcome Collection.
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![Die beiden durchsichtigen Seitenbänder, welche den Drüsentheil auf seiner ganzen Länge einfassen, entstehen aus der Vereinigung zweier Flimmerlinien (m, Fig. 116, 117), die an der vorderen An- heftungsstelle der Kieme ihren Anfang nehmen, allmählich auseinander weichen, die Eintrittsöffnung umkreisen und sich etwas von der aus- gekehlten Spitze des Endostyls wieder in der Mittellinie vereinigen. Die Wimperbewegung verläuft auf diesen Linien in der Richtung von der Kieme zum Endostyl und setzt sich auf dessen Rinne selbst von vorn nach hinten fort. Die in dem Wasser der Körperhöhle auf- geschwemmten Theilchen werden ziemlich schnell in dieser Richtung * fortbewegt, und während ihres Fortgleitens mit dem in Menge von den Drüsenwiilsten der Rinne abgesonderten Schleime umhüllt, wobei sie die Gestalt von gedrehten Fäden oder Tauen annehmen. Die neueren Untersuchungen haben demnach einfach bestätigt, was der ) Eine von uns schon im Jahre 1854 festgestellt hatte, nämlich, dass dieser beständig von vorn nach hinten gehende Wimperstrom die Nahrungsmittel dem Darmmunde zuführe. Indessen findet sich bei unserer typischen Art ein ziemlich be- deutender Zwischenraum zwischen dem hinteren Ende des drüsigen Endostyls und dem Darmmunde und dieser Zwischenraum ist relativ sehr gross bei der Kettenform (o1, Fig. 116). Auf diesem setzen sich nur die beiden bewimperten Lippen der Rinne fort, eng verschmolzen und bedeutend abgeplattet. Man kann also mit Recht sagen, dass der Endostyl eine mediane Wimperrinne darstellt, welche auf einem Theile ihrer Erstreckung eine drüsige Beschaffenheit hat. Am hinteren Ende dieses Flimmerstreifens, auf welchem die zur Nahrung bestimmten Schleimknöllchen dahingleiten, liegt auf dem Halse des zugespitzten Nucleus der Darmmund (p, Fig. 116, 119), der die Gestalt einer abgeplatteten und etwas gewundenen Trichter- öffnung hat. Die etwas verdickten Wülste, welche die Lippen dieses Mundes bilden, erstrecken sich bei der Kettenform (Fig. 117) etwas weiter nach vorn auf die Flimmerrinne. Dieser, auf seiner ganzen Fläche flimmernde Mund führt in einen kurzen, trichterförmigen und abgeplatteten Sch]und (c, Fig. 123), dessen Innenfläche ebenfalls ein Wimperepitheliuin trägt. Die Einzelform eignet sich zum Studium des Darmcanales, der allein den Nucleus füllt, besser als die Ketten- form, bei welcher der Darm von den Blindsäcken des Hodens umgeben ist. Der aus festen, von cylindrischen Zellen gebildeten Wänden (c, Fig. 123) bestehende Schlund mündet in einen ziemlich weiten, blind nach hinten geschlossenen Magensack, der einer spitz endenden Flasche gleicht, auf deren nach vorn gerichteter Basis zwei Hälse auf- gesetzt sind, einerseits der Schlund, anderseits das kurze Rectum. Die ganze Bildung gleicht sehr derjenigen der Bryozoen. Im Inneren seiner dünnen Eigenhülle zeigt der Magen eine dicke Endothelschicht,](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28122975_0289.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)