Die Wanderniere : ein Beitrag zur Pathologie des intraabdominalen Gleichgewichtes ; experimentell-anatomische Studien / von M.M. Wolkow und S.N. Delitzin.
- Volkov, M. M. (Mikhail Matveevich), 1861-1913.
 
- Date:
 - 1899
 
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Credit: Die Wanderniere : ein Beitrag zur Pathologie des intraabdominalen Gleichgewichtes ; experimentell-anatomische Studien / von M.M. Wolkow und S.N. Delitzin. Source: Wellcome Collection.
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![Wenn die Diagnostik und Klinik der Nierciibewegiiclikeit bereits ausreichende Be- arbeitung gefunden haben, so lässt sieh dies von der Pathogenese dieses Leidens nicht sagen. In den ersten Abscluiitten unserer Arbeit werden wir darthnn, wie verworren die Vorstellungen der verschiedenen Autoren über die Aotiologie der beweglichen Nieren und wie spärlich und schwer verwerthbar die vorhandenen pathologisch-anatomischen JJefunde sind. Dieser Stand der Frage veranlasste uns, dieselbe in einer gemeinschaft- lichen Arbeit in Angriff zu nehmen, um so mehr, als die Frage über die A'erschieblichkeit der Organe schon in früheren Untersuchungen von uns behandelt worden ist. Als Avir an unsere Arbeit herantraten, hatten wir ein umfangreiches litterarisches Material mit einer Fülle verschiedenartiger und oft einander widersprechender Darstellungen vor uns. Bei der Vergleichnng und kritischen Analyse dieser Darstellungen (Cap. I) über- zeugten wir uns von der Unmügliclikeil, irgend eine derselben als ausreichend zur Lösung der strittigen Frage anzuerkennen. Da wir weder in Thatsachen der topographischen Anatomie der Nieren und ihres Fixaiionsapparates, noch in Thatsachen der pathologischen Anatomie der sogenannten Nierenbeweglichkeit die gesuchte Jjösung fanden, mussten wir unweigerlich zu dem .Schluss kommen, dass es nur auf tiem Wege experimenteller Re- produktion und Untersuchung der Nierenverschiebnngen möglich sein wird, dem gewünschten . Resultate näher zu kommen. Dabei mussten wir uns angelegen sein lassen, eine ent- sprechende Untersuchungstechnik auszuarbeiten, die, wie wir hoffen, auch für andere spätere Arbeiten experimentell-anatomischen Cliarakters sieb als nicht ganz nutzlos er- weisen wird. Schon aus unseren ersten Versuchen ergab sich, dass Eröffnung der Bauchhöhle ausreicht, damit die Niere an der vertikal aufgestellten Leiche sich stark nach unten dislocire, und zwar innerhalb von Grenzen, die den ausgesprochensten Graden ihrer Beweglichkeit ensprechen. Diese einfachsten Vorversuche bewiesen uns in überzeugendster Weise, dass der sog. eigentliche Fixationsapparat der Niere bei voller Unversehrtheit sogar gegenüber dei- Schweie der Nieren selbst, welche letztere bei UeberlÜlirung der Leiche aus der horizontalen in die aufrechte Stellung zu dislociren strebt, sich als insufficient erw^eist, und Verschiebungen der Nieren auch innerhalb sehr erheblicher Grenzen nicht zu verhindern im Stande ist. Die weitere successi\c Unteisuchung ergab uns, dass der aktive oder [)hysiolo- gische Faktor, welcher die Niei'c an ihrem nmiiialen Orte lixirt, zu suchen ist nicht in den peritonealen ijigamenten derselben, noch in den sie umgebenden Duplikaturen des sub- peritonealen Zellgewebes (Fascia prae- und r(;li(irenalisj, noch aucli in ihi'en Gelassen, nocli endlich in i\n- perirenalen Fettkapsel, s(in(bMn zu suchen isl in den allgemeinen Be- dingungen des normalen inlraal)(l(iminalen Gleicligcwiclites. Die Ni(M-enbewegiichkeit selbst betrachten wir nur als ein liervorrai^cndes S\mplum. welches als Index des gestörten intraabdominalen Gleichgewicliles dient, als ein am meisten in die Augen lallendes und an sich auffallende funklionelle Stöi'ungen InM-vorrufendes Symptom. Nachdem wir den innigen Zusammenhang der Nierenfixation mii den allgemeinen Bcdingun:;cn des intraalidnminaleii Gleichi^cwiclites (M'uii-f hallen, mussten wir notliwendiger- weise aiil eine genauere Aiial\se diesiM' lelzlei'en eini^ehen und uns die Frage vorlegen, warum von allen .Vbdominabirganen i^rade die Niere als das emplindlichsie und am promptesten reagirende geücnüix'r Sliiruiigen ieiies iiilraalidniiiinalen Gleichgewicliles sich erweist? Die Anahve di'r liieraiil'lie/iinlichen l.illeraliir und imserer eii:en(Mi l*]\perimente führte uns zu](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21514616_0008.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)