Dem herrn dr. Johann Albert Eytelwein ... seinem verehrten schwiegervater münscht am 23. Julius 1829, dem heiter und rüstig erlebten Jubeltage nach Fünfzigjährigen, dem Staate und den Wissenschaften Geleisteten Vielfachen Diensten, mit gerührtem, Kindlich Dankbarem herzen Glück J.T.C. Ratzeburg ... und Überreicht bei dieser feierlicher Gelegenheit Ehrfurchtsvoll seine. Untersuchungen über Formen und Zahlenverhältnisse der Naturkörper. Nebst einer Kupfertafel / [Julius Theodor Christian Ratzeburg].
- Ratzeburg, Julius Theodor Christian, 1801-1871.
- Date:
- 1829
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Credit: Dem herrn dr. Johann Albert Eytelwein ... seinem verehrten schwiegervater münscht am 23. Julius 1829, dem heiter und rüstig erlebten Jubeltage nach Fünfzigjährigen, dem Staate und den Wissenschaften Geleisteten Vielfachen Diensten, mit gerührtem, Kindlich Dankbarem herzen Glück J.T.C. Ratzeburg ... und Überreicht bei dieser feierlicher Gelegenheit Ehrfurchtsvoll seine. Untersuchungen über Formen und Zahlenverhältnisse der Naturkörper. Nebst einer Kupfertafel / [Julius Theodor Christian Ratzeburg]. Source: Wellcome Collection.
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![men. Die dendritische Form (ScvSqItt]q, SsvSgoecS'yg) ist die verbreitetste: Ihre Biegsamkeit geht auf alles ein und tritt sowohl anorganisch wie organisch*) auf, eben so wie wir später Zahlengesetze sehen werden, die in der anorganischen und organischen Natur zugleich Vorkommen. Die winkligen, eckigen und kan- tigen, nach bestimmten Zahlengesetzen gebildeten Formen gehören da- gegen eben so ausschliefslick der anorganischen Natur**) wie eine gewisse, spä- ter zu nennende, gesetzmäfsige Zahl allein in der organischen Natur vorkommt. In diesen Grenzen der unvorbereitetsten, einfachsten Schöpfungen mufs man denn auch die Keime und Vorbilder aller Dinge suchen, und man wird zuerst auf die Gebilde geleitet, welche, wahrscheinlich nicht eingeschränkt durch die Mitwir- kung unseres Planeten, als die selbstständigsten Zeugen der Schöpfungskraft auftreten. Mochte auch das Licht fehlen, flüssige Materien und eine Kraft waren immer da. Diese erzeugen, wie von Anfang her, noch heute, unabhängig von Anderem, die mannigfaltigsten Gestalten, und werden es wohl bis in Ewigkeit fort können. Sie schaffen uns zierliche Schneesterne, und zaubern uns magische Eis Bäumchen und *) Ira streng etymologisch genommenen Sinne behalte ich diese lange eingeführten Bezeich- nungen bei, indem anorganische Geschöpfe ohne Werkzeuge und organische Geschöpfe mit TVerlczeugen genannt werden können. Sonst leuchtet das nicht ganz Passende dieser Ausdrücke und der ihnen von Vielen unlergelegte Sinn schon aus dem Ziel unserer Betrachtungen ein. Überall ist Le- ben, wo sich Theilchcn nach einem bestimmten Natur-Gesetze zusammenbegeben, nur daf6 hier (bei den anorganischen Körpern) die Organisation nicht von der Art ist, anhaltende Thätigkcit zn äufsem und diese Lebensbewegungen sehr urplötzlich wieder aufhören, während sie dort (bei den organischen) länger anhallcn. Jene sind gleichsam der Bildungskraft blindlings unterthänig, diese sind freier und eigensinniger und helfen nach ihrer Knlstehung an ihrer Erhaltung selbst fortbilden. Jene werden nur einmal geboren, diese werden während ihres ganzen Daseins unaufhörlich neuge- boren, denn sie vereinigen ihre Kräfte mit ihrer Mutter, der Bildungskraft, und hören nicht eher auf so zu wirken bis sie das nicht mehr sind, was sie in dieser Hinsicht waren, also bis sie ster- ben; bei jenen dagegen fällt Geburt und Tod in einen und denselben Augenblick, ohne ,dafs aber, wie bei diesen, unmittelbar eine Veränderung der Masse dadurch erfolgt, ja die Masse ist sogar, mit wenigen Ausnahmen, ohne chemische und mechanische künstliche Hülfsmittel unzerstörbar, denn was Thiere und Pflanzen durch ihr längeres Leben voraus haben, das gewinnen die Mineralien durch ihre unvergängliche Schönheit. **) Es kommen zwar, wie ich bald erinnern werde, auch in der organischen Natur gewisse, mathematisch winkligen Gestalten ähnelnde Formen vor, diese sind aber nur nach der Fläche aus- gedehnt und es fehlen ihnen die wahren Ecken und bestimmten Winkel. Indessen ist ihre nahe Verwandschaft mit jenen nicht zu leugnen, da sie sich überdies immer in einer niederen Sphäre halten, nämlich in den Bedeckungsgebilden, den horn - und haarartigen Überzügen der Thiere u. s. f. [1*3](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22017409_0011.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)