Ergebnisse der neueren Sporozoenforschung : zusammenfassende Darstellung mit besonderer Berücksichtigung der Malariaparasiten und ihrer nächsten Verwandten / von M. Lühe.
- Lühe, Max, 1870-
- Date:
- 1900
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Credit: Ergebnisse der neueren Sporozoenforschung : zusammenfassende Darstellung mit besonderer Berücksichtigung der Malariaparasiten und ihrer nächsten Verwandten / von M. Lühe. Source: Wellcome Collection.
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![selbe beweisen zu können^). Dies gelang erst Schau dinn und Sie ei- le cki (39) durch die direkte Beobachtung der Kopulation, welche eine auffällige Aehnlichkeit mit der Befruchtung des Metazoeneies hat. Nicht nur sind die beiden kopulierenden Individuen (Gameten) von sehr ver- schiedener Größe, so daß sie zweckmäßig als „Mikrogameten (= „Mikrosporozoiten Labbe's bez. „Chromatozoiten Simond's) und „Makrogameten unterschieden werden — die Aehnlichkeit mit der Befruchtung der Metazoeneier erstreckt sich vielmehr bis in das Detail der Kopulationsvorgänge. Schau dinn (41) hat durch Fütterungsversuche nachgewiesen, daß nach der Infektion eines bisher gesunden Wirtsindividuums anfänglich die Vermehrung der Coccidien nur durch Schizogonie erfolgt. Die die Infektion vermittelnden Sporozoiten bez. die durch Schizogonie ent- standenen Merozoiten wachsen rasch zu Schizonten heran, welche als- dann gleichfalls rasch zur Fortpflanzung schreiten. Erst später (an- scheinend, wenn der Wirtsorganismus durch Ueberschwemmung mit den Parasiten anfängt, geschwächt zu werden und die Ernährungsbedingungen für die zahlreichen Parasiten ungünstiger zu werden beginnen 2), treten die Geschlechtsindividuen der Coccidien auf. Die Merozoiten wachsen langsamer heran und ein Teil von ihnen speichert reichliche, dem Dotter der Metazoeneier vergleichbare Reservestoffe in sich auf, um sich zu den ™blichen Geschlechtszellen, Makrogameten, zu entwickeln. Diese Makrogameten machen eine Art von Reduktionsprozeß durch, welcher dem mit der Richtungskörperchen-Bildung der Metazoeneier verbundenen Reduktionsprozeß in gewissem Sinne vergleichbar ist, indem ein Teil der chromatischen Substanz ausgestoßen wird. Nach Schaudinn (41) spielt bei einer von ihm genauer untersuchten Art {Coccidium Schuhergi) 1) Der von Simond beobachtete angebliche Kopulationsvorgang bestand in der That nur in einer gelegentlichen Anlagerung von Mikrogameten an Merozoiten. Es ist daher ein Irrtum, wenn von mancher Seite (z. B. von Koch [9]) Simond als der Entdecker der sexuellen Funktion der Mikrogameten angesehen wird. 2) Dieser Zusammenhang zwischen den Ernährungsbedingungen und der geschlecht- lichen Fortpflanzung steht keineswegs ohne Analogie da. Experimente, welche Maupas und Hertwig anstellten, führten zu dem Ergebnis, daß bei Infusorien sowohl wie bei Actinosphaerium Eichhorni Hunger das Zustandekommen eines zur Kopulation führenden Zustandes der Zelle begünstigt, wenn er auch nicht mit Notwendigkeit Kopulationsvor- gänge herbeiführt. (Vgl. Hertwig [8].) Es sei hier ferner daran erinnert, daß, wie experimentell festgestellt ist, bei Rotatorien und Phyllopoden Männchen bei beschränkter Nahrung auftreten. Auch bei ihnen also führen ungünstige Ernährungsbcdingungen zu einem Ertatz der ungeschlechtlichen (pai-thenogenetischen) Fortpflanzung durch die ge- schlechtliche.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21294628_0022.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)