Ergebnisse der neueren Sporozoenforschung : zusammenfassende Darstellung mit besonderer Berücksichtigung der Malariaparasiten und ihrer nächsten Verwandten / von M. Lühe.
- Lühe, Max, 1870-
- Date:
- 1900
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Credit: Ergebnisse der neueren Sporozoenforschung : zusammenfassende Darstellung mit besonderer Berücksichtigung der Malariaparasiten und ihrer nächsten Verwandten / von M. Lühe. Source: Wellcome Collection.
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![Der hier noch einmal kurz zusammengefaßte Entwickelungscyklus ist nunmehr schon bei einer ganzen Reihe von Coccidienarten bekannt geworden (vgl. Laveran [19], Leger [20—29], Leger und Hagen- müller [30], Schaudinn [41], Siedlecki [49], Hagenmüller [6]j und kann als die Regel gelten. Doch finden sich auch Ausnahmen: in einem Falle ist die ungeschlechtliche Fortpflanzung fortgefallen und in einem anderen ist der sexuelle Dimorphismus sehr viel weiter gediehen, wie oben beschrieben. Die schon früher erwähnte Benedenia octopiana Schneid., eine Coc- cidienart, welche im Darmkanal des zu den Tintenfischen gehörenden Octopus vulgaris schmarotzt, pflanzt sich ausschließlich durch Sporogonie fort. Die die Infektion vermittelnden Sporozoiten dringen in die Epithelzellen ein und entwickeln sich dort direkt zu Makrogameten bez. Mikrogametocyten. Die Befruchtung findet in den Lymphräumen der Submucosa statt. Die Weiterentwickelung erfolgt wie oben geschildert, bis die zahlreichen, je 3—4 Sporozoiten enthaltenden Sporocysten ge- bildet sind, welche in das Darmlumen fallen, jedoch nicht sämtlich nach außen entleert werden. Vielmehr schlüpfen bei einem großen Teil dieser Sporocysten die Sporozoiten schon in dem Darme des ursprünglichen Wirtsindividuums aus und vermitteln auf diese Weise die Autoinfektion, welche bei den anderen Coccidienarten den Merozoiten zur Last fällt (vgL Siedlecki [48, 50]). Eine andere Abweichung bietet Adelea ovata Schneid., eine Coc- cidienart des Tausendfußes LiihoUus forficatus. Hier entstehen zwar aus den Sporozoiten Schizonten, welche sich in typischer Weise durch Schizogonie vermehren. Aber schon in diesen ungeschlechtlich sich vermehrenden Generationen tritt eine Trennung in zwei Geschlechter ein : die Schizonten sowohl wie die aus ihnen entstehenden Merozoiten sind sexuell dimorph. Auch die Kopulation erfolgt bei Adelea ovata und einigen anderen Arten {Adelea Mesnili, Klossia helicina) in anderer Weise wie bei der Mehrzahl der Coccidien. Es kopulieren nämlich der Makrogamet und der Mikrogametocyt; erst nach der Aneinanderlagerung beider erfolgt die Bildung der Mikrogameten, von welchen dann einer zählt. Wenn derselbe jedoch meint, es sei „in überzeugender Weise nachgewiesen, daß in den bösartigen Geschwülsten keine Protozoen vorhanden sind-', so ist dies wenigstens insofern nicht ganz richtig, als diese üeberzeugung, welcher ich selbst ja auch schon mehrfach Ausdruck gegeben habe, doch noch immer nicht allgemein verbreitet ist. Wohl gewinnt es den Anschein, als wenn die Hochflut der Arbeiten über angebliche Carcinom- parasiten sich verlaufen habe, aber einige derartige Arbeiten erscheinen noch fort- während, namentlich in Amerika, und es giebt immer noch Autoren, welche, ungeachtet aller Proteste von anderen Seiten, die „Carcinoraparasiten für bekannte und allgemein anerkannte (sie!) Dinge halten. Vgl. z. B. mein kürzlich im Centralbl. f. Bakt. etc. er- schienenes Keferat über die einschlägigen Arbeiten von Roswell Park undPlimmer.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21294628_0028.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)