Die Antikörper : Resultate früherer Forschungen und neue Versuche / von Emil Freiherr von Dungern.
- Dungern, Emil, Freiherr von.
- Date:
- 1903
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Credit: Die Antikörper : Resultate früherer Forschungen und neue Versuche / von Emil Freiherr von Dungern. Source: Wellcome Collection.
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![Jacoby *) bediente sich ebenso des Antitoxins, um die komplexe Natur des Ricins klarer zu legen. Ich2) verwandte dieselbe Versuchs- anordnung zur Prüfung des Seestern giftes, wobei ich das vorgebildete Antitoxin des normalen Kaninchenserums benutzte. Auf Grund seiner experimentell begründeten Anschauungen über den Bau der Toxine und ihre Beziehungen zu den Antitoxinen ver- suchte Ehrlich auch das so dunkle Problem der Entstehungsweise der Antikörper verständlich zu machen3). Die wunderbarste Er- scheinung an den im Organismus entstehenden Antikörpern ist ihre Specificität. So macht z. B. das Tetanusantitoxin nur das Tetanus- toxin unschädlich, während es gegen Diphtheriegift vollständig un- wirksam ist und umgekehrt. Antiricinserum wirkt nur auf Ricin und Antiabrinserum nur auf Abrin. Die Ausnahmen4) von dieser fundamentalen Regel, welche sich durch ähnliche Beschaffenheit der betreffenden bindenden Gruppen erklären, bestätigen nur das all- gemeine Gesetz. Diese merkwürdige Beziehung zwischen dem Toxin und dem Gegenkörper, zu dessen Entstehung es Veranlassung giebt, bestimmte manche Forscher dazu, das Antitoxin aus dem Toxin selbst abzuleiten. Gegen diese Möglichkeit spricht vor allem die Thatsache, daß die Antitoxinproduktion in manchen Fällen eine so gewaltige sein kann, daß die Menge des entstandenen Antitoxins der des in- jizierten Toxins in keiner Weise entspricht [Knorr5)]. Verschiedene Beobachtungen sprechen auch dafür, daß der aktiv immunisierte Organismus längere Zeit nach der die Antikörperbildung veranlassen- den Einspritzung des Toxins noch Antitoxin liefern kann. Ein gutes Beispiel dafür ist der vielgenannte Fall von Roux und Vaillard6), die einem Kaninchen von 2 kg im Verlauf von 20 Tagen 200 g Blut entzogen und trotzdem nur eine ganz unerhebliche Abnahme des durch vorhergehende Injektionen von Tetanusgift bedingten Anti- toxingehaltes seines Blutes konstatierten, wie sie auch bei dem Kontroll- tier, dem keine Blutentziehungen gemacht worden waren, beobachtet wurde. In gutem Einklänge damit steht auch ein Versuch von Salomonsen und Madsen 7), welche den Antitoxingehalt des Blutes 1) Jacoby, Hofmeister's Beitr. zur ehem. Physiol. u. Pathol., Bd. 1. 1901. 2) v. Dungern, Zeitschr. f. allg. Physiol., Bd. 1, 1901. 3) Ehrlich, Klin. Jahrbuch, Bd. 6, 1897. 4) Siehe Calmettb, Ann. Inst. Pasteur, 1895. 5) Knorr, Münch. med. Wochenschr., 1898. 6) Roux, Ann. Inst. Pasteur, 1893. 7) Salomonsen u. Madsen, Compt. rend. Acad. Sciences, 1898.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21174611_0021.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)