Grundriss der Physiologie des Menschen für das erste Studium und zur Selbstbelehrung / von G. Valentin.
- Gabriel Valentin
- Date:
- 1855
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Credit: Grundriss der Physiologie des Menschen für das erste Studium und zur Selbstbelehrung / von G. Valentin. Source: Wellcome Collection.
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![§. 43. Eine binäre Verbindung oder die Vereinigung zweier Binäre Ver- chemischen Grundstoffe liefert einen ganz anderen Körper, als die einzel- nen einfachen Substanzen, aus denen er zusammengesetzt worden. Sie bietet besondere Resultanten, d. h. eigenthümliche Eigenschaften und An- ziehungskräfte dar. Die letzteren haben einen gewissen endlichen Werth für andere Atomengruppen, gegen die sich der Körper nicht indifferent verhält. Es kann sich daher z. B. eine binäre Verbindung mit einer zwei- ten vereinigen. Gewisse gegebene Verhältnissnormen kehren dann für die wechselseitigen Beziehungen der zusammengesetzten Elemente wieder. Man vermag deshalb auch diese verwickeiteren Erscheinungen in der gebräuch- lichen chemischen Zeichensprache übersichtlich auszudrücken. §. 44. Das Kali (KO) besteht aus 1 Aequivalent Kalium und 1 Aequi- valent Sauerstoff. 1 Aequivalent Kali verbindet sich mit 1 Aequivalent Kohlensäure zu einfach kohlensavirem Kali (KO . CO2), wie wir es in der Pottasche finden oder durch Glühen des weinsteinsauren oder essigsauren Kali darstellen. Da der Aequivalentwerth des Kalium 489,92 beträgt, so werden 864,92 Gewichtstheile jenes wasserfrei gedachten einfach kohlen- sauren Kalis 589,92 Gewichtstheile oder 68,20 %• Kali und 275,00 Ge- wichtstheile oder 31,80% Kohlensäure enthalten. 2 Aequivalente Kohlen- säure dagegen vereinigen sich mit 1 Aequivalent Kali zu doppelt kohlen- saurem Kali (KO . 2 CO2), dessen Zusammensetzung aus den chemischen Aequivalentgrössen seiner Bestandtheile mit Leichtigkeit gefunden wird. §. 45. Die gegenwärtige Chemie hat noch viele Ausdrücke, die aus Säuren und älteren, zum Theil unrichtigen oder unvollständigen Anschauungen hervor- ^^^°^' gegangen sind, unverändert beibehalten. Die Benennungen der Säuren und der Basen, die zu einem neutralen, einem sauren oder einem ba- sischen Salze je nach Verschiedenheit der Aequivalentwerthe zusammen- treten, gehören zu dieser Art von Bezeichnungen. Es hängt von der Beschaffenheit der Vereinigungskörper ab, ob eine gewisse Substanz die Rolle einer Säure oder einer Base vertritt. Das scheinbar so indiflferente Wasser kann als Säure in den Hydraten der Alkalien und als Base in denen der Säuren wirken und einen wesentlichen dritten Bestandtheil in denen der binären Salze bilden. Es ist daher dann in bestimmten Aequivalenten- grössen vorhanden. Das Hydrat des oben erwähnten doppelt kohlensauren Kalis z. B. schliesst 1 Aequivalent Wasser ein (K O . 2 C O2 -J- H 0)-. Es besteht daher aus 589,92 Gewichtstheilen Kali, 2 X 275,00 Kohlensäure und 112,50 Wasser, so dass sein Atomengewicht der Summe 1252,40 gleicht. Man findet 47,10o/q Kali, 43,92% Kohlensäure und 8,98% Wasser. §. 46. Die ferneren gegenseitigen Combinationen binärer Verbindun- Verbindun- gen können zusammengesetztere Körper, wie z. B. die D opp eis alz e, ^ Körper!^' herstellen. Die phosphorsaure Ammoniak - Magnesia [(NH3.H0-|- 2MgO)P05 -(- 12 HO], der wir noch in der Folge mehrfach begegnen werden, gehört z. B. zu dieser Art von Substanzen. Die meisten unorga- nischen Massen, die weder aus Grundstoffen ausschliesslich bestehen, noch blosse Gemenge darstellen, sowie die zusammengesetzteren feuerbestän- digen Reste der Pflanzen- und Thiergewebe, lassen sich auf solche allmälige Vereinigungen binärer Gruppen zurückführen.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21082030_0027.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)