Volume 1
Grundzüge der physiologischen Psychologie / von Wilhelm Wundt.
- Wilhelm Wundt
- Date:
- 1893
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Credit: Grundzüge der physiologischen Psychologie / von Wilhelm Wundt. Source: Wellcome Collection.
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![in der Region der Centraiwindungen und ihrer Umgebung endigen') (l'C, HC Fig. 45 S. 86). Ein Tlieil der auf diese Weise verhällnissmüßig wohl umschriebenen Bahn dienl, w^ie die nach Liisionen der Pyramiden und ihrer Forlsolzung im Ilirnschenkel eintretenden Lähmungen beweisen, jedenfalls der Willensleilung. Anscheinend im Widerspruch mit dem ungekreuzten Verlauf des Vorderstrangantheils der Pyramiden ist allerdings die Thatsache, dass halbseitige Gehirnerkrankuiigen beim Menschen stets eine vollständig gekreuzte Lähmung zur Folge haben, selbst wenn der Erkrankungsherd in der Brücke unmittelbar tlber der Kreuzungsstelle ge- legen istHieraus kann aber olfenbar nur gefolgert werden, dass eben die Yorderstrangbahn der Pyramiden wahrscheinlich nicht die Leitung der Willensimpulse, sondern anderer motorischer Erregungen vermittelt ^j. Die Oliven (Fig. 26 und Fig. 27 S. 57 f.), welche zu beiden Seiten der Pyramiden als Erhabenheiten hervortreten, sowie das großentheils mit den Oliven zusammenhängende, die ganze Oberfläche des verlängerten Marks umgtirtende zonale Fasersystem {g Fig. 28) scheinen mit dem Auftreten des kleinen Gehirns in Beziehung zu stehen. Von unten sollen die Oliven Fasern aufnehmen, die aus den Hintersträngen des Rücken- marks, zunächst aus den Kernen der keilförmigen Stränge hervorgehen. Anderseits wird aber dieser Zusammenhang, wie tlberhaupt jede Verbin- dung der Oliven mit Rtlckenraarksfasern, auf Grund entwicklungsgeschicht- licher Daten bestritten''). Aus dem gefalteten grauen Kern der Olive entspringen dann zwei Fasersysteme, von denen das eine, in Gestalt 1) Charcot, Lcgons sur Ics localisations elc. p. 145 fr. Flbchsig, Ueber Syslem- erkrankungen S. 42 ff. Einige Autoren untersclieiden außer der motorischen eine obere feinbündelige oder sensorisclie Pyramidenkreuzung (Meynert, Strickek's Gewebeleiire. S. 804). Da aber dieser Theil der Hinterstrangbabn, der sich, wie Flechsig gezeigt bat, unabhängig von den Pyramiden entwickeil, sowohl nach unten wie nach oben ganz andere Wege einschlägt, auf denen er durch graue Substanz unterbrochen wird, so muss er völlig von den eigentlichen Pyramiden gelrennt werden. Der von ]Mevnert angenommene continuirliche Zusammenhang des Hinterhauptlappens mit den Hinter- strängen wird dadurch unhaltbar (Flechsig a. a. 0. S. -105). 2) Brown-Seqoard, Lectures p. 199. Nothnagel, Topische Diagnostik der f.ehirn- krankheilen. Berlin 1879, S. 131. 3) Eine Kreuzung der Pyramidenvorderstrangbahn im Rückenmark nahm auf Grund seiner Untersuchung der absteigenden Degeneration Tirck an. Nach Flechsig gehören aber diese Kreuzungsfasern ausschließlich zu dem Theil der VorderstrSnge, welcher nicht in die Pyraniidenbahn übergeht. Was die functionelle Bedeutung des un- gekreuztcn Antheils der letzteren betrifft, so könnte man annehmen, dieselbe dienr der Leitung solcher motorischer Erregungen, welche in Coordination mit den unmit- telbar gewollten Bewegungen auf der entgegengesetzten Körperseile einzutreten pflegen. Hierdurch würde vieÜeiciit auch die meikwürdige Beobachtung von Fleciisk: a. a. 0. S. 48 f.) verständlich, dass der relative Aniheil der Vordersträngo an doii Pyrainiden- bahnen großen individuellen Schwankungen unterworfen ist, da sich derartige Mit- bewegungen ebenfalls individuell sehr verschieden verhalten. 4) Flechsig, Neurolog. Centralbl. 1885, Nr. 5.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21293788_0001_0134.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)