Volume 1
Grundzüge der physiologischen Psychologie / von Wilhelm Wundt.
- Wundt, Wilhelm Max, 1832-1920.
- Date:
- 1893
Licence: Public Domain Mark
Credit: Grundzüge der physiologischen Psychologie / von Wilhelm Wundt. Source: Wellcome Collection.
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![Grüti ßlttU hervorbringt. Rings lieniin liegen die matteren und darum durch kürzere Uebergänge vermitleUen Gefühlstöne der weißlichen Farben. Aber zu den Stimmungen, welche die Farben und ihre Sättigungsgrade hervorbringen, kom- men dann noch die an die Inlensilätsgrade des Lichts sich knüpfenden Gefühle. Zwischen den Gegensätzen des Hellen und Dunkeln, zwischen denen sie sich bewegen, gibt es nur den einen üebergang durch eine mittlere Helligkeit, welcher der indifFerenten Stimmung entspricht. Hier also liegen die gegensätz- lichen Gefühle an den Enden einer Geraden. So bietet sich auch für die Gefühlstöne der Farben die Construction in einem körperlichen Gebilde, an dem Hell und Dunkel die beiden Endpole bilden. Ein einfacher Üebergang des Gefühls durch einen einzigen Indifferenzpunkt findet nur für die nicht von Farbentönen begleitete Lichtempfindung statt, welche durch die Axe jenes körperlichen Gebildes dargestellt wird (vgl. Fig. 131, S. 504). Für jede Farbe gibt es also drei Uebergänge der Stimmung zu einer Farbe von entgegenge- setztem Gefühlston: der harmonische durch das ruhige Grün, der contrasUrende durch das zwiespältige Violett und der indifferente durch das gleichgültige Weiß. Zwischen den Gegensätzen der Helligkeit, dem ernsten Dunkel und dem heiteren Lichte, existirt dagegen nur der eine üebergang durch das in- differente Weiß von mittlerer Hellig- keit. Indem die Lichtstärke der Farben zu- oder abnehmen kann, können diese auch an den Gefühls- tönen der Helligkeit Theil nehmen. Aber dabei vermindert sich in dem Maße als die Lichtstärke steigt oder sinkt der Umfang des innerhalb der Farbenreihe möglichen Stim- mungswechsels, der harmonische ^'S-''*^- und der contrastirende üebergang rücken immer näher zusammen, bis mit der Erreichung des dunkeln oder hellen Pols der Empfindung das Farbengefühl völlig erlischt. Während demnach in der Ton- und Klangwelt alle Gefühle sich zwischen geradlinig gegenüberliegenden Gegensätzen be- wegen, so dass selbst contrastirende Gefühle nicht als Vermittelungen, son- dern immer nur an einem Ende eines Gegensatzes zu finden sind*), bilden bei den Lichtempfindungen nur das Helle und Dunkle ähnlich gegenüberstehende Pole, die dem Gegensatz der hohen und tiefen Töne auch insofern analog sind, als sie ungefähr ähnliche Stimmungen, das Ernste und Heitere, ausdrücken. Für das Gefühl entsprechen also die Gegensätze der Intensität des farblosen Lichtes dem Gegensatze der Tonhöhen; dagegen werden Stimmungen, die den Klangfarben einigermaßen analog sind, vielmehr durch die einfachen Farben ausgedrückt, wie dies die Namen Klangfarbe und Farbenton im Grunde schon andeuten. Auch darin besteht eine gewisse Analogie, dass man sich die Ge- fühlstöne der Klangfarben wie die der Farben und ihrer Sättigungsgrade in einer Ebene dargestellt denken kann, in deren Mitte irgendwo ein Indifferenz- RotTi YioJett ^] Rechts unten in Fig. i42, bei den Klängen mit hohen Obertönen und von geringer Klangstärke.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21293788_0001_0592.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)