Volume 1
Grundzüge der physiologischen Psychologie / von Wilhelm Wundt.
- Wilhelm Wundt
- Date:
- 1893
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Credit: Grundzüge der physiologischen Psychologie / von Wilhelm Wundt. Source: Wellcome Collection.
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![verbinden, vielleicht indem sie diese in ahnlicher Weise nur in sich auf- nehmen wie die Zellen in den peripherischen Endgebilden, den Sinnes- organen, Muskeln, Drüsen. Die Zellen der Hirnrinde erscheinen so, wie sie physiologisch in gevsn'ssem Sinne ein Spiegelbild der Körperperipherie darstellen, auch genetisch als eine den peripherischen Organen gegenüber- liegende Endfläche, in welche gleichwie in jene aus den grauen Kernge- bilden die Fasern eintreten. Nach beiden Endflächen aber, der peripheri- schen und centralen, strahlen von dem eigentlichen Centrum des Nerven- systems, von den grauen Massen der Höhlen- und Kernformation, die Leitungsbahnen in divergirender Richtung aus'). Die bisher beschriebene Entwicklung ist bei allen Wirbelthieren zu- gleich mit Lageänderungen der primitiven Hirnabtheilungen gegen einander verbunden, in Folge deren das ganze Gehirn nach vorn geknickt wird und die einzelnen Abtheilungen des Stammhirns eine gegen einander ge- neigte Stellung annehmen. Diese Knickung, un- bedeutend bei den niedersten Glassen, nähert sich \ bei den höheren Ordnungen der Säugethiere mehr und mehr einer rechtwinkligen Beugung (vgl. Fig. 16 S. 44). Außerdem wird die Form des Gehirns da- durch modificirt, dass einzelne Hirnabtheilungen, insbesondere das Vorder- und Hinterhirn, durch ihr beträchtliches Wachsthum andere verdecken, u- n u- • ^ • tig. 22. Gehirn eines drei- Der Krümmungen des centralen Nerven- monatlichen menschlichen Systems kann man drei unterscheiden, von Embryo von der Seite, nach ' KoLLiKF.n. h Hemisphäre, denen die erste der Uebergangsstelle des Rücken- m Mittelhirn (Vierhügel). marks in das Gehirn entspricht, die zweite am ' ^.^'^^^«'''f,»0 ^ej'. ' ' Mark. S Sylvische Grube. Hinterhirn, die dritte am Mittelhirn auftritt (Fig. 22). Die Stärke dieser Krümmungen ist vorzugsweise durch das Wachsthum des Yorderhirns bedingt, daher mit der Entwicklung desselben die Kopfbeugung 1) Am Vorderhirn der niedersten Wirbelthierclassen, der Fische und Amphibien, kommt übrigens der graue Rindenbeleg in einer Form vor, in welcher derselbe einen liebergang von der Kern- zur Rindenformation zu bilden scheint, indem die ganze Masse der Hemisphären von grauer Substanz durchsetzt ist, welche manchmal gegen die Oberfläche in etwas dichterer Lage sich ansammelt, zuweilen aber auch spärlicher wird, indem die meisten Nervenzellen nach innen gelagert sind (Stieda, Zeitschr. für Wissensch. Zoologie, XVIH, S. 46 und XX, S. 306, vgl. cbend. Taf. XVII], Fig. 24). Die solide oder (bei den Amphibien) wenig ausgehöhlte Hemisphäre hat hier noch eine ähnliche Structur, wie sie jenen Ganglien zukommt, welche sich auf dem Boden der Hirnhöhlen erheben. Die frühere Ansicht der Anatomen, wonach die soliden Hemi- sphären der Fische nur die Analoga der Streifenhügel sein sollten, findet daher in diesen Strucfurverhältnissen eine gewisse Berechtigung. Genetisch entsprechen sie jedoch offenbar den Streifenhügeln und den Hemisphären: die centralere graue Substanz in ihnen wird man den ersteren, die oberilächlichere Anhäufung aber der Rinde analog setzen müssen. (Ueber die Deutung der Theile des Fischgehirns vl Stieda a a o XVIII, S. 60.) • • •. 4*](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21293788_0001_0069.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)