Volume 1
Lehrbuch der Anatomie des Menschen / von C. Gegenbaur.
- Carl Gegenbaur
- Date:
- 1899
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Credit: Lehrbuch der Anatomie des Menschen / von C. Gegenbaur. Source: Wellcome Collection.
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![die Beschaffenheit ihrer Wand verschieden. Durch die erstere wird das Blut im Körper vertheilt, ob auch durch die Aorta, ist unklar. Aus den Lungen, die mit dem Herzen durch Rölireu (~opot) in Verbindung stelieu, tlieilt sich dem Blute »Pneuma« mit, aber nicht durch directen Übergang, sondern durch Berührung. Das Herz ist auch Sitz der Empfindung, und Auge und Ohr fungiren nur durch die zu ihnen gehenden Adern. Das Gehirn dagegen ist empfindungslos, blutleer. Seine Function ist Niederschlag von Schleim. Von dem Gehirn setzt sich das Rückenmark fort; es ist aber anderer Art als das Gehirn. Die vom Gehirne ausgehenden Röhren (rtopoi toü sfzecfdXou) haben als Nerven zu gelten, die aber noch nicht, in ihrer Bedeutung erkannt sind. Empfindung und Bewegung sind mehr immanente Eigenschaften der Körpertheile. Die drei von Aristoteles dem Herzen zugeschriebenen Räume pflegen so gedeutet zu werden, dass einer derselben der ungetheilt aufgefasste Yorhof sei. Das scheint mir nicht richtig. Die Beschreibung des Herzens lässt keinen Zweifel: der rechte und der linke Hohlraum (v.otXia) sind die beiden Kammern, die mittlere ist der Conus arteriosus der linken Kammer, aus dem die Aorta entspringt (•/) oe dopir] dito rijs \j.earfi [y.oiXL.;]). »Dieser Raum enthält das dünnste Blut.« Die Vorhöfe sind gar nicht als besondere llerztheile unterschieden, wie sie es auch später noch nicht sind. Der rechte ist ein Theil des rechten Herzens, jener, durch den die Hohlvene geht; diese ist hier ein Theil des Herzens, d. h. der rechten Kammer, wie diese ein Theil der Hohlvene ist. In dieser Auffassung wird auch die Angabe verständlich, dass die Hohlvene zur Lunge einen Canal entsende, worunter nur die Lungenarterie gemeint sein kann. Also ist nur der mittel- bare Zusammenhang ins Auge gefasst. Die Verbindung des linken Herzens mit der Lunge geschieht durch das, was später der linke Vorhof ist. Die Scheidewand der linken und der mittleren Höhle des Aristoteles würde dann vom medialen Segel der Mitralis und den dazu gehörigen Chordae tendineae und Papillarmuskeln gebildet, wäre also durch- brochen, wie es von den Späteren für die eigentliche Kammerscheidewand angenommen wird. Nach dem Zerfall des Alexandrinischen Weltreiches fanden Künste und Wissenschaften an manchem der kleineren Höfe sorgfältige Pflege. In dieser Richtung erscheinen die Könige von Syrien und Pergamus, besonders aber jene Ägyptens als thätige Förderer, und Alexandria gestaltet sich unter den ersten Ptolemäern zum Hauptsitze hellenischer Geistesbildung. Die weltberühmte Biblio- thek, sowie zahlreiche in Alexandria sich sammelnde Gelehrten verbreiteten Kenntnisse in allen Wissenszweigen jener Zeit. An der für die Medicin ge- gründeten Schule fand die Anatomie glänzende Vertretung durch Herophilus (um 300 v. Chr.), wahrscheinlich aus Chalcedon gebürtig, und seinen Neben- buhler Erasistratus aus Julis auf der Insel Keos (gest. um d. J. 2SO). Unter ihnen bildet die zum Zwecke der Forschung gestattete Zergliederung menschlicher Leichen ein epochemachendes Ereignis. Auch lebende Verbrecher sollen secirt worden sein. Von den Schriften der Beiden ist uns wenig erhalten geblieben, die des Einen waren schon zn Galen’s Zeit verloren, aber von wichtigen Ent- deckungen hat sich Kunde erhalten. Durch Herophilus war das Duodenum unterschieden und benannt (dodeka- daktylon), auch manches 3m Baue des Auges und des Gehirns (Calamus scriptorius,](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28123074_0001_0027.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)