Volume 1
Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis für Apotheker, Ärzte, Drogisten, und Medizinalbeamte / unter Mitwirkung von Max Arnold [and others].
- Hager, Hermann, 1816-1897.
- Date:
- 1900-1902
Licence: Attribution-NonCommercial 4.0 International (CC BY-NC 4.0)
Credit: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis für Apotheker, Ärzte, Drogisten, und Medizinalbeamte / unter Mitwirkung von Max Arnold [and others]. Source: Wellcome Collection.
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![lauge ist = 0,06 g Essigsäure C.,H402. (In der Praxis wendet man auch Normal- Ammoniak mit Lackmus an.) Liegen essigsaure Salze zur Bestimmung vor, so destillirt man diese zunächst mit verdünnter Schwefelsäure oder mit Phosphorsäure am besten im Wasserdampfstrome so lange, bis das Destillat neutral übergeht und titrirt alsdann das Gesammt- destillat oder einen aliquoten Theil wie angegeben mit Normal-Kalilauge und Phenophthale'in. Otto’s Acetometer. Ein in den Essigfabriken gebrauchter Apparat zur Feststellung der Stärke des Essigs besteht aus einem 36 cm langen und 2 cm weitem Glascylinder mit zwei verschiedenen Tkeilungen. Bis zur Slarke a fasst der Oylinder — 1 ccm. Der Raum zwischen a und b ist = 10 ccm. In dem darüber befindlichen Th eile entspricht der Raum zwischen zwei ganzen Zahlen m= 2,08 ccm (diese 2,08 ccm entsprechen = 2,07 g (!) Ammoniakflüssig- keit von 1,369 °/0 NH3). — Zum Gebrauche wird der Cylinder bis zur Marke a mit Lackmustinktur gefüllt Dann fügt man bis zur Marke b von dem zu untersuchenden Essig hinzu, mischt durch sanftes Schwenken und lässt alsdann von der ammoniakalischen Probeflüssigkeit unter sanftem Bewegen so lange zu- fliessen, bis eben deutliche Blaufärbung auftritt. Der Gehalt des Essigs an Essigsäure (C2H40.2) kann alsdann direkt an der Graduirung abgelesen werden. Schneidet z. B. die blaue Flüssigkeit bei dem Theilstrich 6,5 ab, so enthält der Essig in 100 ccm = 6,5 g Essigsäure. Die ammoniakalische Probeflüssigkeit zu diesem Acetometer wird ge- mischt aus 136 g Ammoniakflüssigkeit von 0,959 spec. Gew. bei 17,5° C. und 864 g Wasser oder 140 g „ „ 0,960 „ „ * 860 g f Essigsäure-Anhydrid (CH3C0)2.0. Acidum acetieum anhydricum. Nicht zu verwechseln mit wasserfreier Essigsäure! s. S. 8. Wird u. a. durch Einwir- kung von Phosphoroxychlorid oder von Chlorkohlenoxyd (Phosgen) auf wasser- freies Natriumacetat dargestellt: 4CH3C02Na -j- POCl3 = 2 [(CH3C0)20] -j- NaP03 -{- BNaCl. Farblose, leicht bewegliche Flüssigkeit von sehr stechendem Geruch. (Vorsicht.) Spec. Gew. 1,080; Siedep. 137°. Geht beim Kochen mit Wasser in Essigsäure über. Als Reagens zum Nachweis des Cholesterins, in der organischen Chemie zum ,.Acetyliren‘\ Arzneilich nicht verwendet. Aufbewah- rung in Flaschen mit Glasstopfen. (Vorsichtig!) f Acetylchlorid. Essigsäurechlorid. Acetylum chloratum CH3COCl. Darstellung durch Einwirkung von Phosphorpentachlorid auf wasserfreie Essig- Fig- 2- Otto’s säure: CH3C02H -f PC15 = HCl + POCl3 -f CH3COCl. Farblose, an der Luft Acetometer, rauchende, stechend riechende Flüssigkeit. Siedepunkt 53° C. Giebt mit Was- ser — Essigsäure -f- Chlorwasserstoff, mit Alkohol = Essigsäureäthyläther -|- Chlorwasser- stoff. Anwendung in der organischen Synthese. Aufbewahrung in Flaschen mit Glas- stopfen. (Vorsichtig!) f Monochloressigsäure, Acidum monochloro-acetieum. Acide monochloracetique. Mono- chloracetic acid. CH2CIC02H. Darstellung. In wasserfreie Essigsäure, welche bis nahe zum Sieden erhitzt ist, wird — unter dem Einfluss des Sonnenlichtes oder bei Gegenwart von Jod — trockenes Chlor eingeleitet (10—20 Stunden), bis das Gewicht der Essigsäure um mehr als die Hälfte zu- genommen hat: CH3C02H -J- Cl2 = HCl -j- CH2C1C02H. Das Reaktionsprodukt wird erhitzt und wiederholt fraktionirt. Die bei 180—188° übergehenden Antheile erstarren beim Ab- kühlen zu Krystallen, welche aus siedendem Benzol umkrystallisirt werden können. Eigenschaften. Farblose Nadeln oder rhombische Tafeln. In der Kälte geruchlos, in der Wärme erstickend riechend. Schm. P. 62—63°C. Siedep. 185—187°C. Hygroskopisch. In Wasser, Alkohol oder Aether leicht löslich. — Die 5proc. mit Salpetersäure angesäuerte wässerige Lösung wird durch Silbernitratlösung nicht sofort getrübt. (Vorsichtig auf- bewahren!) Anwendung. In Substanz oder konc. Lösung als Aetzmittel bei Warzen, Haut- verdickungen. f Dichloressigsäure. Acidum dicliloracetieum. CHCL2 . C02H. Durch weitergehende Chlorirung der Essigsäure (s. Monochloressigsäure) zu erhalten. CH3C02H -{- 2C1.2 = 2HCl -f- CHC12 . COoH. Bei 0° C. noch flüssig, bei starker Abkühlung erstarrend. Farblose Flüssigkeit, spec. Gew. 1,52 bei 15°C. Siedepunkt 190°. (Vorsichtig aufzubewrahren!) Nur selten als Aetzmittel gebraucht. t Trichloressigsäure. Acidum trichloraceticum {Germ.). Acide trichloracetique. Tri-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28121727_0001_0031.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)