Volume 1
Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis für Apotheker, Ärzte, Drogisten, und Medizinalbeamte / unter Mitwirkung von Max Arnold [and others].
- Hager, Hermann, 1816-1897.
- Date:
- 1900-1902
Licence: Attribution-NonCommercial 4.0 International (CC BY-NC 4.0)
Credit: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis für Apotheker, Ärzte, Drogisten, und Medizinalbeamte / unter Mitwirkung von Max Arnold [and others]. Source: Wellcome Collection.
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![etwa 250 ccm fassende Flasche mit Glasstopfen, lässt 50 ccm Kaliumbromidlösung, 50 ccm Kaliumbromatlösung zufliessen, mischt, giebt 5 ccm konc. Schwefelsäure zu und mischt wiederum nach Aufsetzen des Glasstopfens. Nach 15 Minuten fügt man 2 g Kaliumjodid hinzu und titrirt das ausgeschiedene Jod unter Zusatz von Stärkelösung mit 1/10-Normal- Natriumthiosulfatlösung. Dieser Methode haftet die Fehlerquelle in Folge Bildung von Tribromphenolbrom nicht an. [Beckurts.] Beispiel. Die Natriumthiosulfatlösung ist 1/10-normal. 1 ccm derselben, entspricht daher 0,008 g Brom oder — da 6 Mol. Brom (480) von 1 Mol. Phenol (94) beansprucht werden — = 0,00156 g Phenol. 50 ccm Kaliumbromidlösung -f- 50 ccm Kaliumbromatlösung -j- 2 g Kaliumjodid -f- 5 ccm konc. Schwefelsäure brauchen zur Bindung des ausgeschiedenen Jods = 80 ccm Natriumthiosulfatlösung, d. h. 30 ccm Natriumthiosulfatlösung binden 0,240 g Brom, welche mit 0,047 g Phenol in Reaktion zu treten vermögen. Angenommen, man hatte 50 ccm der vorbereiteten Phenollösung 1 : 1000 (s. oben) mit 50 ccm Kaliumbromidlösung, 50 ccm Kaliumbromatlösung gemischt und 2 g Kalium- jodid hinzugefügt und mit 5 ccm konc. Schwefelsäure angesäuert. Nach Zusatz von etwas Stärkelösung sollen 7,5 ccm ^-Natriumthiosulfat bis zur eintretenden Farblosigkeit ver- braucht werden. Es ist also eine der 7,5 ccm ^-Natriumthiosulfat entsprechende Menge Brom nicht an Phenol gebunden worden. Wäre genau alles Brom verbraucht worden, so würde dies eine absolute Menge von 0,047 g Phenol anzeigen. Den 7,5 ccm Natrium- thiosulfatlösung entsprechen aber 0,06 g Brom oder (7,5 X 0,00156 g) = 0,0117 g Phenol. Die zur Bestimmung benutzten 50 ccm Phenollösung enthalten daher 0,047 g minus 0,0117 g = 0,0353 g Phenol. In dem ganzen Liter Phenollösung würden daher 20 X 0,0353 = 0,706 g Phenol enthalten sein, und da 1 g des Phenolpräparats zu 1000 ccm aufgelöst worden war, so enthält das ursprüngliche Phenolpräparat 70.6 Proc. Phenol. Karbolsäure-Bestimmung in Verbandstoffen. Man bringt 10 g einer Durch- schnittsprobe in einen ^-Liter-Kolben, übergiesst mit 400 ccm heissem destillirtem Wasser, extrahirt durch häufiges Umschütteln und füllt nach dem Erkalten auf 500 ccm auf. Von dieser Lösung bringt man bei 5 proc. Verbandstoff = 50 ccm, bei 10 proc. = 25 ccm in ein Glasstopfen-Gefäss von x/4 1, fügt je 50 ccm Kaliumbromid- und Kaliumbromatlösung, sowie 5 ccm konc. Schwefelsäure hinzu und lässt die Mischung nach dem Umschwenken 15 Mi- nuten verschlossen stehen. Hierauf setzt man 10 ccm Kaliumjodidlösung 1:10 hinzu und titrirt das ausgeschiedene Jod mit 1/10-Natriumthiosulfatlösung. — Zieht man für jeden verbrauchten ccm Vio -Natriumthiosulfatlösung 0,00156 g von 0,047 g ab, so bedeutet der verbleibende Rest die Menge Phenol, welche in den angewendeten ccm Phenollösung vor- handen ist. Zum Nachweis des Phenol in Leichentheilen, Harn etc. destillirt man diese nach dem Ansäuern mit Weinsäure im Wasserdampfstrom ab. Das Destillat wird mit Aether ausge- schüttelt, das nach dem freiwilligen Verdunsten des letzteren hinterbleibende Phenol wird über Schwefelsäure getrocknet und gewogen. Oder man bestimmt; falls Fäulnissbasen aus- geschlossen sind, das Phenol im Destillate maassanalytisch nach B. Findet man in Leichen- theilen Karbolsäure in geringen Mengen, so darf man nicht ausser Acht lassen, dass Phenole sich stets bei der Fäulniss von Eiweiss (Fleisch) bilden, dass also diese geringen Mengen ebensogut lediglich durch Fäulniss entstanden sein können. Aufbeivalivung, Vor Licht geschützt, vorsichtig. (Austr. Germ. Helv.l Anwendung. Karbolsäure wirkt fäulnisswidrig, gährungshemmend. In Substanz oder konc. Lösung ätzt sie Haut und Schleimhäute stark. Die betroffenen Parthieen werden weiss, unempfindlich und stossen sich später wie Brandschorfe ab. Innerlich bei abnormen Gährungserscheinungen im Magen und Darm, bei Diabetes in Lösung oder Pillen. Grösste Einzelgabe 0,1 g, grösste Tagesgabe 0,5 g (Austr. Germ. Helv.). Aeusserlich in den mannigfachsten Formen bei der Wundbehandlung. Als Verbandwasser die Sprocentige, zur Desinfektion der Hände und Instrumente 5 procentige wässerige Lösung. Lösungen in Oel sind wenig wirksam. — Ist zufällig konc. Karbolsäure auf die Haut gelangt, so wischt man sie zunächst mit einem Stück Filtrirpapier oder dergl. trocken weg, und wäscht als- dann die Stelle mit Alkohol nach.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28121727_0001_0044.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)