Vergleichend anatomische Studien an einem erwachsenen Orang-Utang / von Rudolf Fick.

  • Fick, Rudolf Armin, 1866-1939.
Date:
[1895?]
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Credit: Vergleichend anatomische Studien an einem erwachsenen Orang-Utang / von Rudolf Fick. Source: Wellcome Collection.

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    X Vergleichend anatomische Studien am Orang-Utang. 3 Die Wülste scheinen nur im höheren Alter, und vielleicht nur beim männ- lichen Geschlecht sich auszubilden. Der jüngere der erwähnten beiden Orangs (Max) zeigte die Wülste erst in der Entwickelung begriffen. Es wird behauptet, dass sie den Orangs auf Sumatra gänzlich fehlen. Wie ganz anders die wissenschaftlich-künstlerische Phantasie sich diese Wülste nach den Beschreibungen der Reisenden ausmalte, das erläutert trefflich die Orangabbildung Pöppig’s,^ auf die mich Hr. Leutemann aufmerk- sam machte. Hier sind die Wülste behaart und der ganze „Orang“ sieht einem „alten Meergreis“ oder „Waldmenschen“ weit ähnlicher als einem wirklichen Pithecus satyrus Geofifr. Sie sind in geringem Grade beweglich, wenigstens in ihren dünneren, peripheren Theilen, wie aus der Profilskizze (Fig. 3, Taf. I) hervorgeht, wo der Wulst etwas nach vorne gefallen das Auge ganz verdeckt, und wie Fig. 6 zeigt, wo das Thier den rechten Wulst beim Schlafen als Kopfkissen benutzt. Bei dem älteren der beiden Brüssel- Pariser Orangs (Moritz) waren die Backenwülste so breit an ihrer Basis, dass das Ohr noch auf der Hinterfläche des Wulstes selbst sass, während es bei unserem Orang vollkommen hinter dem Wulst liegt (Fig. 3, Taf. I). Das Ohr unseres Orangs ist ganz „menschlich“ in seiner Form und zier- lich; es ist 4®“ hoch und 2““ breit; auf der linken Seite ist an Stelle des Ohrläppchens eine Hautfalte, die quer vom Wagenwulst nach hinten zieht. Das Maul ist für gewöhnlich geschlossen, die Lippen sind dick. Die Unterlippe konnte unser Orang förmlich becherartig vorschieben, was er jedesmal that, wenn ihm Milch in einem Becher gereicht wurde: er goss sich dann immer aus dem Becher eine kleine Quantität in seinen vor- geschobenen natürlichen Lippenbecher und schlürfte sie von da aus ein. Auch auf Fig. 1 ist eine, allerdings nur mässige, Verschiebung der Unter- lippe abgebildet. Die kuglige, stark vortretende Schnauze (vergl. Figg. 2, 3, 5 und 6) hatte einen Umfang von 38'=', das Maul eine Breite (über die Convexität gemessen) von 25 Am flachen Kinn zeigt sich eine geringe Bartentwickelung. Die Augen stehen scheinbar sehr nahe bei einander (vergl. Fig. 2), weil ein eigentlicher „Nasenrücken“ fehlt, doch ist die Pupillendistanz gar nicht viel kleiner als beim menschlichen Emmetropen (wo sie 5*9'=™ be- trägt), sie ist nämlich = ö-T™; Distanz der Canthi interni = 3-2'=“. Die Iris ist braun. Die Nase tritt nicht hervor, sondern ist eher eingesunken (Fig. 3), mit Ausnahme der Nasenspitze, die Nasenlöcher sind gerade nach vorn mit einer kleinen Wendung nach aussen gerichtet. ' E. Poppig, Illustrirte Nafnr(jf;.in7iichie des Thierreiches. Leipzig, J. J. Weher. 1856. Fig. 17. 1