Astralmythen / Religiongeschichtliche untersuchungen von Eduard Stucken.--1896-1907.
- Eduard Stucken
- Date:
- 1907
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Credit: Astralmythen / Religiongeschichtliche untersuchungen von Eduard Stucken.--1896-1907. Source: Wellcome Collection.
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![Und IVR 3, iSb: SAG. GIG I. BIL(DE}) IM.GUB-ba GIM AN-na ha-ba-EN-ne mu-ru-us kak-ka-di ki-ma kut-ri ma-G^-ti ni-ih-ti ana samt li-til-la. Die Krankheit des Kopfes möge sich wie Rauch eines erlöschenden (?) Feuerbeckens* zum Himmel erheben. Im Allgemeinen pflegt man verschiedenartige Dinge mit einander zu vergleichen, nicht gleichartige. Zum mindesten hatte der sumerische Verfasser kein Bewusstsein mehr davon, dass SAG. GIG eine Wolke bedeute, würde er sonst Wolken mit Wolken verglichen haben? Offengestanden, ich bin kein Freund derartiger meteorologischer Deutungen. Mir scheinen sie inopportun, solange wir zwischen Ele- mentargedanken und historisch-geographischer Übertragung so wenig zu scheiden vermögen, wie noch heutzutage. Hatte die Grimmsche Schule die „niedere Mythologie“ für degenerierte Göttersage gehalten, so erklärten Kuhn, Schwartz und Mannhardt den Dämonenglauben für den Urquell, aus dem die Götter- sage geflossen. Beide Ansichten, so einseitig gefasst, werden durch die Assyriologie widerlegt. Nächst den Pyramidentexten besitzt die Welt nicht ältere Religionsdokumente als die sumerischen Beschwö- rungstafeln. Gewiss spielt in ihnen der Geisterglauben eine Haupt- rolle. Aber durchgängig sind neben den Sibittisunu, murüs kakkadi, utukku, ikiminu, ahhazu, gallü und wie sie alle heissen auch Ea, Marduk, Istar, Anu und andere Götter genannt. Von ausschliess- lichem Dämonismus ist nirgend eine Spur. Die zum Teil noch älteren sumerischen Inschriften Gudea’s enthalten ein entwickeltes Göttersystem. Wir können nur ein Nebeneinander konstatieren, — keine Ableitung. Das Verdienst von W. Schwartz aber bleibt es, und das wird ihm die Nachwelt nicht schmälern, dass er als erster von einer Unter- welt (Totenwelt) am Himmel gesprochen [cf. Ursprung d. M. p. 271]. Und das zu einer Zeit, als die Sahara-Pyramiden noch nicht geöffnet und die assyrischen Texte kaum gelesen, geschweige denn ver- standen waren. Seine Entdeckung blieb anfangs wenig beachtet. Jensen hätte manchen Irrtum seiner Kosmologie vermeiden können, hätte er von einer Unterwelt und einem Paradiese am Himmel ge- wusst. Aber Schwartz suchte die Totenwelt am Wolkenhimmel, während ich sie am Sternhimmel suche. Einige glückliche Funde verleiteten * Weihrauchbeckens? = kalü> „Geföss“ cf. BPS. p. 44- Zimmern liest daselbst maniti (statt mazaltt) üri:n sich niederlassen, lagern. Er übersetzt: ,,.... möge gleich dem Rauche einer ruhigen Behausung zum Himmel emporsteigen.“](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b24875053_0072.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)