Die Zuckerkrankheit und ihre Behandlung / von Carl von Noorden.

  • Noorden, Carl von, 1858-1944.
Date:
1895
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Credit: Die Zuckerkrankheit und ihre Behandlung / von Carl von Noorden. Source: Wellcome Collection.

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    und Tieren, welche trotz geringer Kohlenhydratznfnhr oder trotz einer im ganzen kärglichen Kost stark arbeiten, den Stoff- und Kraftumsatz des Körpers berechnen, so kommen wir immer auf dasselbe Resultat zurück: es muss in ihren Muskeln eine gewisse Menge N - freier Substanz verbrennen, welche weder von auf- gespeichertem Reserveglykogen noch aus den zerfallenden Eiweiss- körpern herstammen kann, weil diese beiden Quellen den Kraft- umsatz im Muskel nicht decken. Diese Substanz, welche das Deficit beseitigi, kann nur Fett sein. Nun wissen wir aber trotz zahlreicher, darauf hingerichteter Untersuchungen nichts davon, dass der Muskel selbst imstande wäre, das Fettmolekül anzugreifen; andererseits wissen wir, dass bei starker Muskelarbeit viel Fett im Körper verbrennt, welches teils aus der Nahrung, teils aus dem Fettgewebe des Organismus stammt i). Wir müssen daher schliessen, dass das Fett, ehe es an den Muskel herantritt, in eine für dessen Zwecke geeignete Form umgewandelt wird. Dass diese Form Zuckej- ist, beweist uns die Constanz des Blutzuckers, und wir können sogar mit einiger Sicherheit behaupten, dass die Leber der Ort ist, wo im Falle des Bedarfs Fett in Traubenzucker umgewandelt wird — d. h. für den Fall, dass weder die Kohlenhydrate noch die Albuminate ausreichen, um den Zuckergehalt des ausfliessenden Blutes auf die normale Höhe zu heben. Ich halte die facultative Traubenzuckerbildung aus Fett für absolut sichergestellt; ich bezeichne den Prozess als einen „facul- tativen, weil er nur bei ungenügender Kohlenhydratzufuhr voll- zogen zu werden scheint. ij Zuntz (ßerl. pliys. Ges. 22. .luni 1894j liat neuerdings durch schöne und wichtige Versuche den exacten Nachweis gebracht, dass MuskelarVieit vom Körper durch Einschmelzung von Eiweiss, Fett oder Kohienhydrat geleistet werden kann. Insoweit bestätigt Zuntz das Resultat früherer Stoft'wechsel- untersuchungen und Berechnungen. Doch kann man aus Zuntz' Versuchen nicht schliessen, dass das Protoplasma des Muskels selbst, je nach Qualität des angebotenen Materials, ebensogut Eiweiss und Fett wie Kohlenhydrat angreift. Vielmehr bleibt die Möglichkeit unangetastet bestehen, dass das Kohlenhydrat erst an anderer Körperstelle aus Eiweiss abgespalten und aus Fett gebildet wird und dass der Muskel die so zubereitete Speise auf dem Blulwege erhält.