Der Einfluss der Massage auf den Stoffwechsel des gesunden Menschen / von Bernhard Bendix.

  • Bernhard Bendix
Date:
1894
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Der Einfluss der Massage auf den Stoffwechsel des gesunden Menschen / von Bernhard Bendix. Source: Wellcome Collection.

    20/20 (page 320)
    Die verminderte Fettausscheidung während der Massageperiode ist ein Beweis für die durch die Massage verbesserte Resorption im Intestinal- tractus. Bedingt wird dieselbe einmal durch die directe mechanische Einwirkung auf das Abdomen, die wahrscheinlich vergrösserte Absonde¬ rung der Yerdauungssäfte und die mechanische Förderung des Chylus- stromes und zugleich indirect wieder durch die in Folge beschleunigter und vermehrter Blutzufuhr gesetzte Anregung zu energischerer Arbeitsleistung. Auf die durch die Massage erzeugte stärkere Abscheidung der Ver- dauungssätte weist übrigens noch der Umstand hin, dass während der Massage die N-Ausstossung durch den Koth ein wenig grösser ist als in der Vor- und Nachperiode. Es zeigt sich eine Gesammtstickstoffzunahme (Koth und Urin) im Versuch III um 18 pCt. Denn wie aus einer Reihe von Untersuchungen hervorgeht1), sind an mit dem Koth ausgestossenen N nicht nur die N-haltigen Bestandtheile der Nahrung, sondern, wie es schon aus den Verhältnissen der N-Ausscheidung mit dem Hungerkoth dargethan ist, auch die N-haltigen Bestandtheile der in den Dünndarm ergossenen Verdauungssäfte, der abgestossenen Darmepithelien, Darm¬ schleim u. s. w. wesentlich betheiligt. Ob sich die durch das Experiment gewonnenen Resultate in der praktischen Medicin verwerthen lassen, lasse ich vorläufig noch dahin¬ gestellt. Indessen erscheint es mir in manchen Fällen von Ascites bei chronischen Leber- und Nierenkrankheiten nicht unangebracht zu sein, die Massage zur Vermehrung der Wasserausscheidung, wenn auch nur für vorübergehende Zeit zur Erleichterung des Patienten anzuwenden. Die Frage, die Hi rschberg in seiner oben citirten Arbeit aufge¬ worfen hat, ob man bei Vergiftungen die Massage zur schnelleren Eli¬ mination der giftigen Stoffe in Betracht ziehen soll, wird wohl dahin beantwortet, dass bei der Ausspülung von Giften die Wasserzufuhr zwar das Wesentliche ist, indessen wird dieselbe doch durch die Massage ganz bedeutend unterstützt, besonders wenn die Circulation darniederliegt. Die bessere Ausnutzung des Fettes in der Nahrung durch die Massage legt mir den Gedanken nahe, ob nicht die Massage bei der sogenannten Mastkur vielleicht etwas mehr ist als ein blosser Ersatz für die fehlende Bewegung, ob sie nicht einen, wenn auch geringen Theil zur Mast dadurch selbst beiträgt, dass sie der massenhaft aufgenom¬ menen Nahrung zur Möglichkeit einer verbesserten und vermehrten Re¬ sorption verhilft. — Es sind dies nur aufgeworfene Fragen, deren Be¬ antwortung uns erst der klinische Versuch bringen kann. 1) Vergl. J. Munk und Uffelmann, Die Ernährung des gesunden und kranken Menschen. 2. Aufl. S. 188.