Die Erkrankungen des Herzmuskels und die nervösen Herzkrankheiten / von Ludolf Krehl.

  • Ludolf von Krehl
Date:
1913
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Credit: Die Erkrankungen des Herzmuskels und die nervösen Herzkrankheiten / von Ludolf Krehl. Source: Wellcome Collection.

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    Maßgebende ist, läßt sich noch nicht sagen — an der Tatsache selbst dürfte kaum ein erfahrener Arzt zweifeln. Es besteht nach allgemeiner Ansicht ein erheblicher Unterschied zwischen der Wirkung von Importen und billigeren, hier fabrizierten Zigarren. Daß das wirksame Gift nur Nikotin sei, wird von den einen behauptet, von deu anderen geleugnet. Im Tabak rauch ist, wie Vas1) nachwies, als differenter Stoff lediglich Nikotin vorhanden, damit aber meines Erachtens noch nicht entschieden, daß die Vergiftung nur durch den Rauch erfolgt. Und es wäre weiter zu erforschen, warum hauptsächlich die genannten Zi- garrenarten wirken, obwohl sie gerade doch wenig von dem Alkaloid enthalten sollen, und welche besondere Eigenschaften das Herz besonders empfindlich machen. Großer Wert wird von Rauchern darauf gelegt, daß „frische“ Tabake das Herz viel stärker angreifen als alte abgelagerte. Alles das stimmt nicht so recht zum Nikotin. Andererseits soll man doch berücksichtigen, daß kein Geringerer als Schmiedeberg mit größter Energie an der Bedeutung des Nikotins festhält. Man kennt eben im Tabak kein anderes Gift als dieses. Ganz ähnlich sind die Einwirkungen starken Kaffees auf das Herz. Zweifellos ist das Koffein hier das Maßgebende. Die Bedeutung dieses Alkaloids für den Kreislauf ist bei Erörterung der Medikamente dargelegt, und es paßt zu dem dort Besprochenen sehr gut, daß nach Vergiftung mit Kaffee verstärkte Zusammenziehungen der Kammern, Palpitation, Oppression, anginaähnliche Zustände auftret.en. Zu deren Entstehung tragen zwei Momente bei, einmal die direkte Erregung des Herzens durch das Gift und ferner seine verstärkten Kontraktionen bei Anpassung an vasomotorische Reizzustände. Solche werden durch Koffein zweifellos erzeugt. Daß bei übermäßigem Kaffeegenuß schließlich Insuf- fizienzerscheinungen des Herzens sich ergeben, ist mir nicht bekannt, aber möglich wäre das schon. Bei Besprechung der Einwirkung aller dieser schließlich doch chemisch bedeutsamen Momente wurde bisher ausschließlich die Beein- flussung des Herzmuskels berücksichtigt. Aber in Wirklichkeit leiden gewiß häufig auch seine nervösen Gebilde und seine Gefäße. Wie oft im einzelnen Veränderungen von Herzgefäßen und Herznerven diese Prozesse komplizieren, scheint mir noch nicht ausreichend bekannt zu sein. Die französische Literatur bewertet — wie mir scheint mit Recht — ihre Beteiligung im allgemeinen wohl höher als die deutsche. Nun erkranken ganz allgemein wahrscheinlich viel häufiger als man bisher denkt, mit dem Herzen die Gefäße (Arterien, Venen, Kapillaren)2) entsprechend der immer wieder zu betonenden Auffassung, daß Herz und Gefäße zusammengehören. Im einzelnen ist die klinische Bedeutung *) Vas, Archiv für experimentelle Pathologie, 33, S. 141. 2) Über das bisher bekannte vgl. v.R o mb e r g Volkmanns klin, Vorträge, Nr. 552. Kr oh], Erkrankungen des Herzmuskels. 2. Anfl. 7