Die Erkrankungen des Herzmuskels und die nervösen Herzkrankheiten / von Ludolf Krehl.
- Ludolf von Krehl
- Date:
- 1913
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Credit: Die Erkrankungen des Herzmuskels und die nervösen Herzkrankheiten / von Ludolf Krehl. Source: Wellcome Collection.
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![Behandlung. Kühler. Von manchen Seiten werden Aderlässe empfohlen in der Er- wartung, daß die dadurch erzeugte Herabsetzung des Blutdruckes das Bluten aus der Herzwunde vermindere. Tatsächlich ist die Verbesserung des arteriellen Pulses nach Venäsektionen wiederholt gesehen worden. Ob das daher rührt, daß Flüssigkeit aus dem Perikard bei vermindertem venösen Druck leichter resorbiert und dadurch die Kompression der großen Venen vermindert wird? Mir erscheint das kaum glaublich, denn die Hebung des arteriellen Druckes geschieht hierfür zu rasch, und wenn die Füllung der großen Venen sinkt, so dürfte das ihre Kompression begünstigen. Wie dem auch sei, die Verbesserung der Zirkulation durch Venäsektion bei Hämoperikard ist öfters gesehen worden. Trotzdem möchte ich große Zurückhaltung mit dem Aderlaß in diesen Fällen raten, in welchen an sich schon die Gefahr schwerer Blutverluste besteht. Mir scheint dann zur augenblicklichen Verbesserung des Kreislaufes besser die Entleerung des Perikards durch Punktion oder Inzision. Gewiß werden auch durch sie neue Blutaustritte aus dem Herzen eher begünstigt. Aber hier kann nicht die theoretische Erwägung, sondern allein die Erfahrung am Krankenbette entscheiden. Es muß da im Einzelfalle das gemacht werden, was die augenblickliche Situation erfordert. Auf die Punktion des Perikards wird auch von den Chirurgen neuerdings Wert gelegt, weil dadurch die große augenblickliche Gefahr der Venenkompression weggeschafft wird. Zuweilen dringen Fremdkörper von außen in das Herz ein und bleiben in ihm, ohne erheblichen Schaden anzurichten. Man kennt einzelne Fälle, in denen Nadeln, Degen oder Dolche von außen eingestochen wurden. Der Verletzte bietet anfangs so gut wie gar keine krankhaften Erscheinungen, und erst wenn durch die Bewegungen des Herzens die Lage der Waffe verändert oder wenn sie von außen heraus- gezogen wird, beginnt die tödliche Blutung. Ganz unschädlich sind manchmal Kugeln, die im Herzen stecken bleiben, und noch häufiger Fremdkörper, z. B. Nadeln oder Dornen, welche von der Speiseröhre aus hinein wandern. Das erscheint verständlich, denn dann dringen diese Gebilde so langsam in das Herz ein, daß durch entzündliche Prozesse der Weg immer hinter ihnen verschlossen wird. Dabei fehlen die Blutungen, und damit ist ja die Hauptgefahr fremder Körper weggeschafft. In einer zweiten Leihe von Fällen ]) können sich Herzerscheinungen nach mehr oder weniger schweren Verletzungen der Herzgegend, be- *) Heidenhain, Deutsche Zeitschrift für Chirurgie, 41, S. 286. Schuster, Steru. K v e h 1, Erkrankungen des Herzmuskels. 2. Au fl. — Fische r, 3G](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28035525_0573.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)