Die Erkrankungen des Herzmuskels und die nervösen Herzkrankheiten / von Ludolf Krehl.
- Ludolf von Krehl
- Date:
- 1913
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Credit: Die Erkrankungen des Herzmuskels und die nervösen Herzkrankheiten / von Ludolf Krehl. Source: Wellcome Collection.
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![Störungen der IHeizleitung. Systems die Möglichkeit der Entstehung einer annähernd normalen Automatic sehr weit verbreitet ist. Das stimmt mit den oben genannten anatomisch-biologischen Auffassungen über die Stellung der \ orhofs- muskulatur und auch mit manchen experimentellen Erfahrungen durch- aus überein. Nach Zerstörung des Keith-Flackschen Sinusknotens • • sah Jäger bei Hunden und Katzen keine Änderung des Herzrhythmus eintreten 1 *), was man so erklären könnte, daß die Vorhofsmuskulatur die gleichen automatischen Fähigkeiten besitzt und im Bedarfsfälle äußert, wie jener Teil der Purkinjefasern. Indessen dürfen wir nicht verschweigen, daß diese Auffassung nicht entfernt von allen Forschern geteilt wird. Es handelt sich bei der eben genannten Annahme gewissermaßen um eine Verschiebung des Ursprungs der Automatie vom Sinus in den Vorhof.3) Nach Anschauung nicht weniger Forscher geht aber die Führung des Herzrhythmus nach Ausschaltung des Sinusknotens direkt auf den Tawara- knoten über und ich muß sagen, daß die Versuche von Ganter und Zahn aus dem v. Kriesschen Institute durchaus in diesem Sinne sprachen.3) Das würde dann heißen: Nach Zerstörung der rhythmischen Fähigkeiten des Sinusknotens entwickelt sich der sogenannte atrioven- trikulare Rhythmus. Die automatischen Erregungen entstehen im Tawara- knoten; Vorhof und Kammern schlagen zu gleicher Zeit, oder jedenfalls in abnormem Rhythmus. Die Frequenz kann sehr verschieden sein. Besser bekannt ist das Verhalten der isolierten Ventrikel. Man kennt da sichere Fälle von völliger Unterbrechung der Reizleitung im Tawaraschen Knoten oder direkt unter ihm. Immerhin sind, wie Asch off hervorhebt4), auch viel weniger klinisch und anatomisch gut bearbeitete Fälle da, als man in der Regel annimmt.5) Aber einiges Sichere ist doch bekannt. Die von den Vorhöfen abgetrennten Kammern schlagen dann ganz unabhängig von diesen in einem eigenen Rhythmus, dessen Frequenz häufig zwischen 30 und 40 liegt. Da stimmen klinische und experimentelle Untersuchungen recht gut überein. Aber im einzelnen ist noch sehr vieles zu erforschen •O und zu klären. Ich will gar nicht reden von der Frage nach dem Ort dieser Ventrikelautomatie. Denn man kann auch hier auf die übrig- bleibenden 'Peile des Reizleitungssystems rekurrieren. Aber noch nicht geklärt ist die Frequenzfrage, denn man sieht Herabsetzungen hier in ]) Jäger, Archiv für klinische Medizin, 100, S. 1. -i) Vgl. Hering, Kongreß für innere Medizin, 1011, 8.211. :i) Ganter und Zahn, Pflüger Archiv, 145, 8. 335. 4) Asch off, Deutsche pathologische Gesellschaft, 1910, S. 31. 5) Über die in jüngster Zeit viel erörterte Frage vgl. Asch off, l. c. und M agnns- A 1 slo ben, Zeitschrift für klinische Medizin, 69. 8.82.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28035525_0079.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)