Johann Gottlieb Wolstein.

Lechner, Wilhelm.

Date:: 1934

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Credit: Johann Gottlieb Wolstein. Source: Wellcome Collection.

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einiger anderer den „Moniteur“ über das zu Paris am 14. Juli abgehaltene Freiheitsfest der Franzosen gelesen und ein Sträußchen dem zu Ehren ein¬ gesetzt haben. Ferner soll er mit Hebenstreit und anderen verkehrt haben, die staatsfeindliche Lieder gesungen haben; den „Homo hominibus“ soll er gelesen, von der Abreise des Katecheten Hold 75 und vom Geheim¬ zeichen der schwingenden Hände soll er gewußt haben, und schließlich soll er folgende Äußerung getan haben: „...Vernünftige Leute sollen ohne Rücksicht auf den Adel auch zu höheren Stellen gelangen.“ Die erste Entscheidung des Kriegsrechtes (-gerichtes) lautet auf Verlust aller Wür¬ den und Ämter und „zwei Jahre Festungshaft in Eisen“. Nun zeigt sich der Hofkriegsrat als warmer Fürsprecher und Verteidiger. Er äußert sich: Dies alles sei ja nicht ganz erwiesen; auf die bloße Aussage von Mit¬ schuldigen könne man nicht zuviel Wert legen. W o 1 s t e i n s eigentliches Verbrechen ist ja nur das Unterlassen jeglicher Anzeige über das, was er gehört und was ihm verdächtig Vorkommen mußte. Mildernde Umstände sind: Mangel des Vorsatzes und der bösen Absicht und bereits erlittener Arrest. Er sitze schon fünf Monate mit wirklichen Majestätsverbrechern und Landesverrätern im Gefängnis und wurde mit diesen gleichbehandelt. Da er aber schwache Nerven, einen kränklichen Körper und eine im Un¬ glücke sich abhärmende empfindliche Gemütsart besitze, so möge er wohl durch diese fünf Monate mehr als ein verschmitzter Bösewicht durch fünf Jahre erlitten haben. Es sei deshalb genug, wenn er Titel und Gehalt ver¬ liere; nicht nötig sei der Zusatz, daß er für landesfürstliche Dienste un¬ geeignet erklärt werde, da er in seinem Lehramte nicht Moral und Er¬ ziehung, sondern Vieharznei zum Gegenstände habe. Der Hofkriegsrat sieht sich deshalb genötigt, diejenigen Vorzüge W o 1 s t e i n s anzuführen, welche, wenn auch nicht in via juris, so doch in via gratiae auf ihn An¬ wendbarkeit haben könnten. (Und nun folgt eine Lobeshymne all des Guten, das Wolstein bisher auf sein Konto buchen darf.) Die kaiserliche Randbemerkung (Kaiser Franz II.) dazu lautet: 76 „In Ansehung des Wolstein befremdet es mich, daß bei solcher Denkungs¬ art der Hofkriegsrat von Gnade redet. Vielmehr besteht das Urteil zu Recht und ist besagter Wolstein nach verbüßter Zwangsarbeit an die Grenze zu bringen und all meiner Dienste für immer unwürdig zu erklären.“ Bartsch bemerkt dazu in seinem vorerwähnten Artikel: „ ... es war dies einer jener seltenen Augenblicke, wo ein Kaiser die Maske abwarf und persön¬ liche Rache an einem Würmchen nahm.“ W o 1 s t e i n s Gattin hatte in¬ zwischen ein Gnadengesuch eingebracht77 und Wolstein selbst er¬ klärte dem Hofkriegsrate, daß er, wenn er könne, sofort zu den Eltern seiner Frau abreisen wolle, zur Regelung seiner Angelegenheiten aber einer dreimonatlichen Frist bedürfe 78. Darauf beziehen sich nun wohl 75 Es handelt sich hier um den Verrat eines militärischen Streitkarrens (viel¬ leicht eines Vorläufers der Tanks) an die französische Armee der Aufständischen. 76 F. 14 ex 1795, Prot. d. 2. Sess. d. Hofkriegsrates, vom 7. Jänner 1795, Kriegs¬ archiv. 77 F. 54 ex 1795, Prof. d. 4. Sess. d. Hofkriegsrates vom 14. Jänner 1795, Kriegs¬ archiv. 78 F. 31 ex 1795, Prot. d. 3. Sess. d. Hofkriegsrates vom 10. Jänner 1795, Kriegs¬ archiv. 27*