Die Lehre von den Knochenbrüchen / von Paul Bruns.

Bruns, Paul von, 1846-1916.

Date:: 1886

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Credit: Die Lehre von den Knochenbrüchen / von Paul Bruns. Source: Wellcome Collection.

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Fractur des Gelenkendes, so dass die Differentialdiagnose dieser beiden Arten von Verletzungen ganz unmöglich ist. Ausserdem kommen Verwechslungen mit Luxationen der be- treffenden Gelenke vor. Der Irrthum ist natürlich blos möglich, wenn die abgesprengte Epiphyse vollständig dislocirt ist, lässt sich jedoch durch genaue Untersuchung und namentlich Messung leicht vermeiden; vergleicht man hiebei die Form der vorspringenden Theile mit der der normalen Gelenkenden, so überzeugt man sich, dass die Epiphyse mit ihrem Gelenke in Verbindung geblieben ist und die Trennung jenseits derselben stattgefunden hat. Ueberdiess ist zu bedenken, dass über- haupt traumatische Luxationen im frühesten Kindesalter fast gar nicht, im vorgeschrittenen ausserordentlich selten vorkommen. Endlich kann unter gewissen Umständen die Unterscheidung der gewaltsamen und der spontanen oder pathologischen Epiphysen- lösung Schwierigkeiten bereiten. Diess ist der Fall, wenn die Epi- physerdösung durch eine Gewalt von geringer Intensität bewirkt worden ist, ohne dass Erscheinungen einer Erkrankung in der Gegend der Knorpelfuge vorausgegangen sind. Doch ist man unter diesen Um- ständen gewiss berechtigt, eine vorgängige Erkrankung des Epi- physenknorpels oder des Knochens in der Nähe desselben als prä- disponirende Ursache vorauszusetzen. Denn wenn es beispielsweise hie und da vorkommt — ich habe selbst einen derartigen Fall bei einem 16jährigen Mädchen beobachtet — dass bei chronischer Hüftgelenks- entzündung der Kinder durch ganz leichte passive Bewegungen (um entweder auf Crepitation zu untersuchen oder die Stellung des Gliedes zu corrigiren) die untere Epiphyse des Femur abgelöst wird, so muss doch nothwendig eine pathologische Veränderung der Knorpelfuge angenommen werden. §. 96. Der Verlauf lässt sich aus unserem Beobachtungsmateriale nicht richtig beurtheilen. Namentlich in Bezug auf die Gefährlichkeit der Verletzung an und für sich, welche a priori offenbar der Ge- fährlichkeit eines Knochenbruches gleich zu stellen ist, lässt sich das Material statistisch nicht verwerthen, da es eben nur ausgewählte, durch die anatomische Untersuchung beglaubigte Fälle enthält. Denn da eine solche Untersuchung nur vorgenommen werden kann, entweder bei Complikation mit einer bis zur Trennungsstelle penetrirenden Weichtheilwunde oder nach der Amputation oder Resektion des Gliedes oder nach dem Tode des Verletzten, mag derselbe im Zusammenhange stehen mit der Verletzung oder nicht, so versteht es sich von selbst, dass jene Fälle zum grössten Theile zu den allerschwersten gehören und nur durch die heftigsten Gewalten bewirkt worden sind. Es geht diess noch weiter daraus hervor, dass von den genauer beschriebenen Beobachtungen 24 Fälle mit einer penetrirenden Weichtheilwunde und 25 mit Fracturen und Luxationen complicirt sind, sowie dass in 11 Fällen gleichzeitig mehrfache Epiphysenlösungen vorlagen, nämlich in 2 Fällen 4fache, in 4 Fällen 3fache, in 5 Fällen 2fache. Erklärt es sich hieraus zur Genüge, dass sich der Verlauf in den meisten fallen sehr ungünstig gestaltete - - unter 67 Fällen, in denen der Aus- gang bekannt ist, wurden nur 11 mit Erhaltung des Gliedes geheilt —, so bot er doch keinerlei Besonderheiten gegenüber von Fracturen an den-