Die Lehre von den Knochenbrüchen / von Paul Bruns.

  • Bruns, Paul
Date:
1886
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Credit: Die Lehre von den Knochenbrüchen / von Paul Bruns. Source: Wellcome Collection.

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    sich wie beim einfachen Knochenbruche. Der innere Callus da- gegen ent wickelt sich hier einseitig vondemjungenKnoch engewebe des Diaphysenfragmentes aus und verschmilzt mit der Verkal- kungsschichte des Ep i physe nkn orpel s. Die Entwicklung eines falschen Gelenkes, welche besonders leicht bei intrakapsulären Absprengungen vorkommt, weicht ebenfalls nicht von den Verhältnissen beim einfachen Knochenbruche ab. §. 97. Endlich ist für die Prognose noch ein weiterer Punkt von Interesse, nämlich die Möglichkeit einer consekutiven Wachsthums- störung des betreffenden Knochens. Dieselbe ist ja dadurch sehr nahe gelegt, dass die Verletzung gerade in demjenigen Gebiete des Knochens ihren Sitz hat, in welchem der Process des Längenwachsthums vor sich geht. Leider liegen auch hierüber nur sehr wenige Beobach- tungen vor. Bouchut1) sah in einem Falle nach Absprengung der unteren Epiphyse der Tibia ein Zurückbleiben im Wachsthum derselben, während die Fibula, welche unverletzt geblieben war, durch ihr fortschreitendes Wachsthum den Fuss in eine Varusstellung überführte. Hutchinson2) beobachtete in 4 Fällen Wachsthumsstörung an den Vorder- armknochen (theils an Radius oder Ulna allein, theils an beiden zugleich) bei Erwachsenen, welche in der Kindheit eine Verletzung derselben erlitten hatten, die nachträglich von Hutchinson als Epiphysentrennung gedeutet wurde. In einem Falle betrug die Verkürzung des Radius 21/i Zoll. Auch Holmes3) gibt an, mehrere solche Fälle nach Brüchen in der Nähe des Handgelenkes beobachtet zuhaben. Desgleichen beschreiben Goyrand4) und Poncet5) je zwei Fälle, in denen die Verkürzung des Radius nach einer in der Kindheit erlittenen Absprengung seiner unteren Epiphyse 2—5 cm betrug und zum Theil durch die anatomische Untersuchung constatirt wurde. Turgis6) beobachtete bei einem 10jährigen Knaben, der in einer Mühle verunglückt war, neben anderen Verletzungen eine Ablösung der unteren Epi- physe des Femur. Als er nach 12 Jahren den Kranken wiedersah, war der Ober- schenkel um 3 cm verkürzt. Vogt7) untersuchte einen 20j ährigen j ungen Mann, bei welchem nach einer im 10. Lebensjahre erlittenen Verletzung, welche nachträglich mit Sicherheit als Absprengung der oberen Epiphyse des Humerus erkannt werden konnte, das Längenwachsthum des Oberarmes vollständig aufgehört hatte, so dass die Ver- kürzung desselben 13 cm betrug, während das Dickenwachsthum wie auf der gesunden Seite fortgeschritten war. Endlich habe i c h zwei weitere Fälle selbst beobachtet und kürzlich mitge- theilt8), welche beide die obere Epiphyse des Humerus betreffen. Der eine Fall stimmt mit der zuletzt angeführten Vogt'schen Beobachtung vollkommen überein. Bei einem Manne von 49 Jahren, der als Kind im 2. Lebensjahre durch Fall eine Trennung der oberen Epiphyse des Humerus ei'litten hatte, war der Oberarm ausserordentlich im Wachsthum zurückgeblieben, so dass die Verkürzung des- selben 14 cm betrug. Dagegen zeigte sich das Dickenwachsthum des Knochens sowie die Entwicklung der benachbarten Skelettheile, nämlich der Vorderarm- knochen, des Schulterblattes und Schlüsselbeines durchaus normal, und auch die Muskulatur der ganzen oberen Extremität ausserordentlich kräftig ausgebildet. Bei der Palpation konnte ich mit grösster Wahrscheinlichkeit eine Wiedervereini- gung mit seitlicher Dislokation der Diaphyse nach einwärts erkennen. ') Bouchut, Traite pratique des malad, des nouveau-nes. 5. Edit. Paris 1867, p. 898. 2) Pathol. soc. Transact. Vol. XIII. 264, 265. Vol. XVII. 223, 251. *) Holmes, Surg. treatment of children diseases. London 1868 p 240 4) Revue med.-chir. de Paris 1848, p 25. r') Barbarin, Des fract. chez les enfants. These. Paris 1873, Nr 206 p. 57—58. ' 1 °) Bull, de la soc. de chir. de Paris. 1878. T. IV. Nr. 10. T) Archiv für klinische Chirurgie 1878, Bd. 22, S. 343. 8) Archiv für klinische Chirurgie 1881, Bd. 27, S. 240. P. Bruns, Knochenbrüche. n