Die Lehre von den Knochenbrüchen / von Paul Bruns.

  • Bruns, Paul
Date:
1886
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Credit: Die Lehre von den Knochenbrüchen / von Paul Bruns. Source: Wellcome Collection.

    182/680 (page 134)
    Position der langen Sehne des Biceps bei Fractur des chirurgischen Halses des Huraerus aufmerksam, die er mehrmals mit Wahrscheinlichkeit diagnosticirte und die bei Versuchen an der Leiche von Sommerlat1) künstlich erzeugt werden konnte. Desgleichen beobachtete Roser bei dislocirtem Bruche des unteren Endes des Radius eine Interposition des Pronator quadratus und konnte bei Leichen- experimenten dieselbe dadurch entstehen sehen, dass das obere Fragment des Radius bei starker Dislokation sich in den Pronator quadratus hineinspicsst und denselben zum Theil durchbohrt. Endlich hat Schlote]2) aus der Roser'schen Klinik 3 Fälle von frischen Oberschcnkelbrüchen mit Muskelinterposition, sowie 4 Fälle von Pseudarthrose der Ulna, des Humerus, des Ober- und Unterschenkels mitgetheilt, in denen die Ursache in einer Muskelinterposition gefunden wurde. Constant findet sich an der Bruchstelle ein Bluterguss von ver- schiedener Mächtigkeit. Seine Menge ist bald nur unbedeutend, wenn die Bruchenden nicht verschoben und die umgebenden Weichtheile wenig oder gar nicht verletzt sind, bald sehr erheblich, wenn ausge- dehnte Gefässzerreissungen stattgefunden haben. Das Extravasat be- findet sich, grösstentheils in geronnenem Zustande, sowohl in der Bruchspalte als an der Aussenfläche der Bruchenden zwischen Knochen und Periost, sowie in der geöffneten Markhöhle, indem aus letzterer ein Pfropf aus Blutgerinnsel hervorragt und auch das Mark noch eine Strecke weit in den Markkanal hinein blutig infiltrirt ist. Hie und da finden sich sogar noch in entfernteren Theilen des Markes Blutungen vor. Ist der Bruch durch direkte Gewalt entstanden oder sind die Bruchenden verschoben, so besitzt der Bluterguss eine weit grössere Ausdehnung: er findet sich dann nicht blos an der Aussenseite des Periostes, sondern auch in der ganzen weiteren Umgebung, namentlich in dem Zellgewebe zwischen den Muskeln, in den letzteren selbst, des- gleichen unter und in der bedeckenden Haut; letztere ist zuweilen durch ausgedehnte Extravasate in weiter Strecke von der Unterlage abgehoben. Die Quelle der Blutung sind sämmtliche bei der Verletzung zerrissenen Gefässe, nämlich die des Knochens und Knochenmarkes, des Periostes und eventuell auch der umgebenden Theile. §. 100. Gegenüber den gewöhnlichen Brüchen mit Zerreissung des Periostes an der Bruchstelle bilden die subperiostalen Frac- tur en, bei denen der Periostcylinder ungetrennt bleibt, eine sehr seltene Ausnahme. Das Zustandekommen derselben setzt natürlich eine erhebliche Resistenz und Elasticität des Periostes voraus, um der brechenden Gewalt gegenüber Stand zu halten. Daher sind denn auch subperiostale Fracturen bisher nur bei Kindern beobachtet worden, bei denen das Periost dicker und saftreicher ist und dem brechenden Knochen lockerer aufliegt als bei Erwachsenen. Auch experimentell gelano- es Cornil und Ran vier3), solche Fracturen am Schlüssel- beine,0 Maas an den Vorderarmknochen junger Thiere hervorzubringen. Besonders begünstigt wird aber das Intaktbleiben des Periostes durch die rachitische Verdickung desselben, so dass ohne Zweifel bei rachi- tischen Kindern am häufigsten subperiostale Brüche vorkommen. 1) L. Sommerlat, Die Interposition der Bicepssehne bei den Brüchen des Oberarmhalses. Inaug.-Diss. Marburg 1876. 2) G. Schlötel, Ueber Muskelinterposition bei Fracturen. Inaug.-Diss. Marburg Sur le8 fract. sous.periostees. These. Paris 1878, Kr. 339, p. 27.