Volume 1
Die unregelmässige Herztätigkeit / von K.F. Wenckebach und Hch. Winterberg.
- Wenckebach, K. F. (Karel Frederik), 1864-1940.
- Date:
- 1927
Licence: Public Domain Mark
Credit: Die unregelmässige Herztätigkeit / von K.F. Wenckebach und Hch. Winterberg. Source: Wellcome Collection.
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![resultanten von links und rechts das Endresultat bestimmen. Die positive T-Zacke des Normal-Ekg wäre also das Ergebnis der sich im linken Ven¬ trikel mit größerer Vehemenz vollziehenden Rückbildung der Erregung. Außer der Form von T im Normal-Ekg gibt es noch einige andere die Nachschwankung betreffende Erscheinungen, die sich nicht ohne weiteres aus der Betrachtung von T als Widerpart der Anfangsschwankung ableiten lassen. Dazu gehört vor allem die schon von Samojloff (844) hervorgehobene Labilität der T-Zacke, nämlich die Tatsache, daß T durch eine Reihe von Einflüssen außerordentlich leicht betroffen wird, ohne daß gleichzeitig in der Q R S-Gruppe Veränderungen auftreten müssen. In dieser Weise sind nament¬ lich Temperatureinwirkungen, Gifte und Nervenreize wirksam. Der Einfluß von Kälte und Wärme auf die Form und Richtung der Nachschwankung ist wiederholt untersucht worden (32, 197, 282, 683, 293). Abkühlung der Herzspitze, also Verlangsamung des Erregungsablaufes bzw. Verlängerung der Refraktärperiode [Wilson und Herrmann (1049)] dieser Stelle macht T negativ, was sich auch beim Menschen durch Trinken von Eiswasser nachweisen läßt (1047). Bei Kühlung der Herzbasis wird dagegen T stärker positiv. Erwärmung wirkt umgekehrt an der Spitze so, daß T positiv, an der Basis so, daß T mehr negativ wird. Die Q R S-Gruppe bleibt dabei unverändert. Dieselbe einseitige Wirkung hat Digitalis; auch hier wird T ohne Beeinflussung der Anfangsschwankung negativ (102, 105). Rei¬ zung der Accelerantes (Taf. 18, Fig. 44) erzeugt große zweiphasische Nach¬ schwankungen, und zwar wird T nach Reizung des rechten Accelerans (mittlere Kurve) stärker positiv mit vorangehender negativer Phase, nach Reizung des linken Accelerans (rechte Kurve) stärker negativ mit einleitender positiver Phase. Dagegen wird die QR S-Gruppe durch Reizung der Accelerantes nur wenig verändert. R wird zwar in typischen Fällen kleiner, wobei jedoch kein wesentlicher Unterschied zwischen der Wirkung des rechten und linken Accelerans besteht (821). Wilson und Herrmann meinen, daß der Erregungsprozeß kein einfacher Vorgang sei und daß deshalb die Möglichkeit vorliege, daß seine Endphase leichter beeinflußt werden könnte als sein Anfangsstadium. Befriedigend ist diese Erklärung jedoch keineswegs. Trotzdem sind die Tatsachen, welche die Auffassung der T-Zacke als Ausdruck des Erregungsrückganges stützen, zu gewichtig, als daß die angeführten, noch unverstandenen, die Nach¬ schwankung allein oder vorzugsweise betreffenden Modifikationen des Ekg uns zwingen könnten, an ihrer prinzipiellen Richtigkeit zu zweifeln. Wenn wir abschließend nochmals die formgestaltenden Kräfte des Ekg ins Auge fassen, so sehen wir, daß sie verhältnismäßig einfacher Natur sind. Die in jedem Augenblicke in den verschiedenen Muskelbezirken durch den Erregungsvorgang entstehenden und mit ihm wieder vergehenden Spannungs¬ unterschiede summieren sjch zu einer resultierenden, in jedem Momente in Größe und Richtung bestimmten, aber auch in jedem Momente in Größe und](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b31360270_0001_0114.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)