Volume 1
Die unregelmässige Herztätigkeit / von K.F. Wenckebach und Hch. Winterberg.
- Wenckebach, K. F. (Karel Frederik), 1864-1940.
- Date:
- 1927
Licence: Public Domain Mark
Credit: Die unregelmässige Herztätigkeit / von K.F. Wenckebach und Hch. Winterberg. Source: Wellcome Collection.
189/652 (page 177)
![Das Elektrokardiogramm der interpolierten Extrasystolen. Im Ekg ist die interpolierte ES ebenso leicht und sicher zu er¬ kennen wie in der Spitzenstoßkurve. Sie erscheint auch hier als überzähliger und überdies durch ein atypisches Ekg ausgezeichneter Schlag zwischen zwei normale Komplexe eingeschoben. In Fig. 108, Taf. 46 sind zwei kurz aufeinanderfolgende interpolierte E S abgebildet. Sie treten sehr vorzeitig, noch vor Ablauf der Nachschwankung der Normalsystole auf. Diese sonst sehr seltene Superposition von R auf T wird bei interpolierten E S auch in der Form beobachtet, daß die der E S folgende Normalkontraktion unmittelbar aus der Nachschwankung der E S hervorgeht [Rothberger (812) und Rihl (785)]. Die Schlagfrequenz von zirka 66 p. M. ist in Fig. 108 normal. Es ist also hier besonders die hohe Vor¬ zeitigkeit, die zur Zwischenschaltung der E S führt. Fällt aber die E S nur ein wenig später (dritte E S in Fig. 108), so folgt ihr eine kompensatorische Pause; das Intervall P-R der auf die ES folgenden Normalsystole ist in diesem Falle nicht verlängert. Dasselbe Verhalten findet sich auch in Fig. 109, Taf. 47, die eine Verdoppelung der Schlagfrequenz durch kontinuierliche Interpolierung von E S darstellt. Die betreffende Abbildung stammt von einem 30 Jahre alten Soldaten ohne nachweisbare organische Erkrankung des Herzens, der über häufige, einige Minuten bis 1/2 Stunde dauernde Anfälle von Herzklopfen klagte. Der sonst auffallend langsame Puls von ca. 50 p. M. stieg im Anfalle auf etwa 100 p. M. und diese Beschleunigung kam dadurch zustande, daß zwischen je zwei Normalsystolen eine E S eingeschaltet wurde. Daß es sich um eine stetige Interpolierung und nicht um die gewöhnliche kontinuierliche Kammer-Bigeminie (S. 206) handelt, d. h. um einen Zustand, bei dem jeder zweite Schlag nicht eine eingeschaltete, sondern eine E S mit ausgleichender Pause ist, läßt sich aus Fig. 109 A nicht ohne weiteres erkennen. Man käme aber unter Zugrunde¬ legung dieser Annahme hier zu einer Sinusfrequenz von ca. 100 p. M., bei der E S nur selten aufzutreten pflegen; werden dagegen interpolierte E S an¬ genommen, so ergibt sich eine ziemlich beträchtliche Bradykardie (50 p. M.), demnach ein für die Zwischenschaltung von E S besonders günstiges Ver¬ hältnis. Jeder Zweifel wird jedoch durch einen Arbeitsversuch beseitigt. In Fig. 109 B, nach geringer körperlicher Anstrengung, treten nämlich an die Stelle der interpolierten E S mit kompensatorischer Pause. Die Ursache liegt in der Beschleunigung der Sinusfrequenz auf 75 p. M., die sich er¬ gibt, wenn man jeden Bigeminus nunmehr als doppelte Normalperiode in Rechnung bringt. Es war somit die Sinusbradykardie in Fig. 109 A die Ge- legenheitsursache der tachykardischen Anfälle, weil sie die Zwischenschaltung der E S ermöglichte. Eine Verlängerung der P-R Intervalle nach den inter¬ polierten E S ist auch in diesem Falle nicht vorhanden. Dagegen finden wir diese Erscheinung am Ende des Kurvenstückes B nach der fünften E S, die wieder interpoliert ist, weil hier die Vorhofsystole wegen der höheren Schlag¬ frequenz viel rascher auf die interpolierte E S folgt als in Fig. 109 A und noch ausgesprochener in Fig. 110, Taf. 47. Von zwei ES folgt hier der ersten eine kompensatorische Pause, die zweite ist interpoliert. Das Intervall P-R Wenckebach u. Winterberg, Unregelmäßige Herztätigkeit. 12](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b31360270_0001_0189.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)