Volume 1
Die unregelmässige Herztätigkeit / von K.F. Wenckebach und Hch. Winterberg.
- Wenckebach, K. F. (Karel Frederik), 1864-1940.
- Date:
- 1927
Licence: Public Domain Mark
Credit: Die unregelmässige Herztätigkeit / von K.F. Wenckebach und Hch. Winterberg. Source: Wellcome Collection.
206/652 (page 194)
![In Fig. 128 A wird die auf die scheinbar interpolierte A E S fol¬ gende zweite E S mit erheblicher Verzögerung (0,28 gegen 0,14 Sek.) zur Kammer fortgeleitet. Diese wichtige Tatsache ist vollständig in Vergessen¬ heit geraten, obwohl sie schon Engelmann bekannt war. Engelmann (187) fand, daß „durch jede wirksame Vorhofreizung, auch wenn sie keine Vs aus¬ löst, das nächste Intervall As~Vs verlängert wird“. Daß es dabei auf die Länge der Erholungszeit ankommt, zeigt Fig. 129, Taf. 54, wo in einem anderen Falle ebenfalls eine unechte Interpolierung einer A E S stattfindet, ohne daß die auf die erste folgende zweite, desgleichen über¬ geleitete A E S beim Übergange auf die Kammer merklich verzögert würde. Aus der Tatsache, daß auch blockierte A E S auf die folgende Reiz- Übertragung von A nach V verzögernd wirken können, geht unmittelbar hervor, daß solche E S das Verbindungsbündel beansprucht haben. Die Er¬ regung muß also vor ihrem Erlöschen wenigstens eine Strecke weit in das Leitungssystem eingedrungen sein. Daß blockierte Impulse tatsächlich einen Ermüdungszustand im geschädigten Gewebe zurücklassen und infolgedessen eine Verlängerung der Leitungszeit des nächsten geleiteten Impulses bewirken können, wurde von Ashman (17) am Schildkrötenherzen, von Scherf und Shookhoff (870, 871) sowie von Lewis und Master (621) unter verschiedenen Versuchsbedingungen am Hundeherzen nachgewiesen. Daß eine ähnliche Er¬ scheinung der Verlängerung der Refraktärperiode bei manchen Vergiftungen zugrunde liegt, haben jüngst Drury und Love (155) für Veratrin und Love (638) für Chinidin und Strophantin gezeigt. Rückläufig ausgelöste Vorliof-Extrasystolen. Rückläufige A E S sind vorzeitige Vorhofkontraktionen, die nicht primär im Vorhof selbst entstanden sind, sondern sekundär durch auf den Vorhof rückgeleitete K E S erzeugt werden. Daß Kammerkontraktionen rückläufig auf die Vorhöfe übergehen können, ist experimentell sowohl am Kalt- als auch am Warmblüterherzen festgestellt [Literatur bei Skramlik (905)] und läßt sich namentlich am Froschherzen überaus leicht demonstrieren. Auch beim Säugetierherzen kommt es manchmal so leicht zur Rückläufigkeit künstlich ausgelöster E S, daß es nicht leicht gelingt, interpolierte E S zu erhalten (382). Die Frage, ob es bei den spontanen, vereinzelt auftretenden K E S des Menschen zur Rückläufigkeit kommen kann, ist nicht ganz ein¬ fach zu entscheiden und deshalb immer wieder Gegenstand der Diskussion. Jedenfalls handelt es sich um ein seltenes Vorkommnis, was auch in An¬ betracht der ungünstigen Bedingungen für die Rückleitung leicht begreiflich ist. Denn die für die rückläufige Erregungsausbreitung nach einer K E S verfügbare Zeit ist sehr kurz bemessen; einerseits kann die Rückleitung erst nach genügender Erholung der ganzen Leitungsbahn erfolgen und an¬ derseits muß sie stattfinden, bevor noch die folgende normale As eingetreten ist. Die rückläufige Leitung erfolgt aber schon an und für sich in der Regel langsamer als die Leitung in normaler Richtung (34, 905), und zu diesem Zeitverlust addiert sich noch eine weitere, von der Vorzeitigkeit der E S](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b31360270_0001_0206.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)