Volume 1
Die unregelmässige Herztätigkeit / von K.F. Wenckebach und Hch. Winterberg.
- Wenckebach, K. F. (Karel Frederik), 1864-1940.
- Date:
- 1927
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Credit: Die unregelmässige Herztätigkeit / von K.F. Wenckebach und Hch. Winterberg. Source: Wellcome Collection.
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![Für wissenschaftliche Untersuchungen und namentlich dort, wo es auf die Bestimmung der absoluten und relativen Zackenhöhen ankommt, ist jedoch die Anwendung des Kondensators nicht ratsam, weil nach den Unter¬ suchungen von Schellong (861) dabei niemals die naturgetreue Aufzeichnung der vom Herzen gelieferten Stromschwankungen gewährleistet ist. Insbesondere werden die langsamen Schwankungen im Ekg durch den Kondensator ent¬ stellt (994), was sich aus dem ungleichmäßigen Abfließen der Aktionsströme in den Kondensator erklärt, das bei jedem Pol Wechsel anfangs (rascher, dann langsamer vor sich geht. Elektroden. Theoretisch einwandfreie Elektroden müssen unpolarisierbar sein, weil von diesen herrührende Polarisationsströme ebenso (wie jjder Ruhestrom die Saite beeinflussen. Einthoven verwendete dis Du Bois BeymondschQ Anordnung; er ließ die Extremitäten in mit physiologischer Kochsalzlösung gefüllte Ton¬ gefäße tauchen, welche in großen Trögen mit Zinksulfatlösung standen. Von diesen wurde unter Vermittlung von amalgamierten Zinkplatten die Draht¬ verbindung zu den Galvanometerklemmen hergestellt. Praktischer ist die Zu¬ sammenstellung von Samojloff (843), der in die zum Eintauchen der Extremi¬ täten bestimmten, mit Kochsalzlösung gefüllten Wannen kleine Tonzylinder mit Zinksulfatlösung und Zinkstab stellt. Für klinische Zwecke können indessen unter gewissen Kautelen auch polarisier bare flächenförmige Metallkontakte verwendet werden. Sie sollen jedoch, um die Dichte der Polarisationsströme möglichst herabzusetzen, eine genügend große Oberfläche besitzen (320) und amalgamiert sein (744, 745), weil dann die Polarisation geringer ist. Wir benützen gewöhnlich 15 cm lange und 10 cm breite, dünne Bleiplatten, die der Ableitungsstelle über einer ein¬ fachen Lage einer am besten mit 20% warmer Kochsalzlösung durch¬ tränkten (Einthoven u. Bijtel) grobmaschigen Calicotbinde aufgelegt und sodann mittels des Bindenrestes gut angeschmiegt und festgewickelt werden. Solche und ähnliche Elektroden bewähren sich besonders bei unruhigen Kranken und Kindern. Wichtig ist, daß der Elektrodenwiderstand an der Applikationsstelle nicht zu hoch ist (100). Für besondere Zwecke können trotz ihrer Polarisierbarkeit (861) auch in die Haut eingestochene Nadeln als Elektroden gebraucht werden. Die Verwendung von Nadelelek¬ troden, die im Tierexperimente schon lange zur Tiefenableitung dienten (Rothberger und Winterberg), wurde für klinische Zwecke zuerst von Robinson und Auer (799) empfohlen und hat jetzt auch in Deutschland Anklang gefunden. Straub (932) sticht sie nur wenige Millimeter tief (intrakutan) ein, Böttcher (69) gibt der subcutanen Lagerung wegen der größeren Stabilität den Vorzug. Der Vorteil der Nadelelektroden — es genügen einfache scharfe Stahlnadeln — liegt in der Umgehung des Hautwiderstandes, den besonders die Fettschichte bietet. Trotzdem ist die Anwendung der Nadelelektroden (774) schon wegen ihrer beträchtlichen Polarisierbarkeit (Weber, Schellong) und des belästigenden Eingriffes im allgemeinen nicht ratsam. Die größere Bequemlichkeit wird] übrigens durch die Not¬ wendigkeit, die Nadeln zu sterilisieren, wettgemacht. Die auf den Vergleich der mit den verschiedenen Elektroden erhaltenen Resultate gegründete Meinung der meisten Autoren geht denn auch dahin, daß die Nadelelektroden nur in besonderen Fällen und zu Wenckebach u. Winterberg, Unregelmäßige Herztätigkeit. 4](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b31360270_0001_0061.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)