Die alchemie in älterer und neuerer zeit : Ein beitrag zur culturgeschichte / von Hermann Kopp.
- Hermann Franz Moritz Kopp
- Date:
- 1886
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Credit: Die alchemie in älterer und neuerer zeit : Ein beitrag zur culturgeschichte / von Hermann Kopp. Source: Wellcome Collection.
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![Katalog S. 41 bez.-w. 14) bezogen werden. Da wurde neben Magie (ungern ver- sage ich mir doch mitzutheilen, zu was für Künsten man in gleicher Weise An- leitung, von welch tiefer magischer Weisheit und von wie vielerlei Hülfsmitteln zur Ausübung derselben mau Kenntnifs da um ein Billiges erhalten konnte) auch Kabbala offenbar recht schwunghaft betrieben. Wie für Anderes wurde auch für die Alchemie die Kabbala in Anwendung gebracht; wie für Anderes war auch für die Alchemie die Anwendung dieses Geheimwissens schon früher versucht worden. Ich bin nicht sicher, ob bereits im dreizehnten Jahrhundert durch Eaymund Lull — für welchen es ja über- haupt bestritten ist, dafs er Alchemist gewesen sei (vgl. S. 25 f. im 1. Theil) — oder in einer ihm nahen Zeit. Gewifs ist, dafs der ächte Raymund Lull mit der Kabbala der Juden bekannt wurde (Christian D. Ginsburg's The Kab- halah, London 1865, j). 199/.) und diese der Erfassung seiner Ars magna mit zu Grunde lag, nach welcher die mechanische, bestimmten Figuren entsprechende Zusammenstellung der als Zeichen für gewisse Begriffe benutzten Buchstaben ein Mittel abgeben sollte, wissenschaftliche Resultate zu folgern (vgl. über die Lullische Kunst J oh. Ed. Erdmann's Grundrifs der Geschichte der Philosophie, I. Bd., Berlin 1866, S. 382 ff.). Gewil's ist auch, dafs in alchemistischen Schriften, Melche als von Lull verfafst verlireitet gewesen sind, Aehnliches vorkommt: Zu- sammenstellung vou Begriffen und Substanzen, die in der Alchemie Verwendung finden, nach dem Dreieck, dem Heptagramm, dem Kreis in mehrerlei Einthei- lungen desselben und Combinationen dieser Figuren in dem Tcstamentum (Cap. 3 u. 5 der Theorica, 5, 6, 8, 9, 18, 23 der Practica z. B.), Bezeichnung dieser Begriffe und Substanzen durch Buchstaben ebenda (Cap. 23 der Practica) und Zusammenstellungen der letzteren, u. A. im Cowpendiiim animae transmutationis artis metallorxon. Die Kenntnifs der Kabbala erlangte auch in der folgenden Zeit Einer oder der Andere unter den Christen, im fünfzehnten Jahrhundert namentlich der bald noch einmal zu nennende Graf Giovanni Pico de Miran- dola, für den jedoch Beschäftigung mit Alchemie nicht nachgewiesen und mit welchem sein dieser Kunst näher stehender Neffe Giovanni Francesco P. de M. öfters verwechselt worden ist. Aber Trismosin (vgl. im L Theil S. 98, je- doch auch liezüglich Dessen, ob der ihm zugeschriebene betreffende Tractat nicht ein späteres Machwerk sei, S. 243) wollte aus kabbalistischen Schriften vieles für die Alchemie Nützliche gelernt haben; wo er im Anfang seines Tractates seine „Wanderschaft't erzählt, sagt er: „Also kam ich von Venedig noch an ein besser Orth, da wurden mir Cabalische und Magische Bücher in Egyptischer Spraach vertraut, die liefs ich in Griechische Spraach vertieren und von derselben in t^atinische, da fände und erschnappet ich den gantzen Schatz der Egyptern. Und ausdrücklich wurde die Kabbala mit der Alchemie in Verknüpfung gebracht durch Paracelsus (f 1541); Dieser sprach es in seinem Tractat de tinctura phifsicoruni Jedem aus: „Wann du nit verstehest, was der Cabalisten gewonheyt vnnd der alten aatronomorum brauch ist, so bistu weder von Gott in die S])a- gyrei geboren noch von Natur zu Vulcani werck erkoren, oder mundts eröffnung inn die Alchimistisch kunst geschaffen worden. Als wohlbekannt mit Dem, was der Kabbalisten Gewohnheit sei, war in den ersten Decennien des sechs-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21017293_0239.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)