Die alchemie in älterer und neuerer zeit : Ein beitrag zur culturgeschichte / von Hermann Kopp.
- Hermann Franz Moritz Kopp
- Date:
- 1886
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Credit: Die alchemie in älterer und neuerer zeit : Ein beitrag zur culturgeschichte / von Hermann Kopp. Source: Wellcome Collection.
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![Kortum zeigt sich waiirciul dos ganzen Verlaufs der Sache als ein -wirk- lich schlauer Mann, der mit grosser Geschicklichkeit Andere für seine Absichten zu benutzen wusste. Unzweifelhaft ist, dass er an die Möglichkeit der Dar- stellung eines Steins der Weisen glaubte, aber er selbst hatte nicht Lust, prak- tisch an die Ausarbeitung zu gehen. Die Idee war bei ihm zur Ueberzeugung geworden, der Stein der Weisen könne nur aus den Steinkohlen dargestellt werden. Auf diesen Gedanken war er gekommen durch lange Betrachtung eines griechischen Sylbenräthsels, welches seit dem 7. Jahrhundert die Alchemisten beschäftigte. Die tz^uUiz ewe« Tcspl •/j^ozoKodr/.c, neun Abhandlungen über Goldbereitung, des Stephanos Alexandrinos, der um 615 zu Alexandrien lebte, enthalten nämlich folgendes Häthsel: AI xpöi? [XEV npöjxai oüo Ypc«|J-p.oix' eyo'J^tv £y.ä3xr|, AI XotTCttl 8e t« Xotira, v.a'. siatv a|iojva xa -evxs' Oöx aixÜYjxo? EG-jj XYi? -ap' £[j.ol oo'f'ia^. Dieses Räthsel war über tausend Jahre lang auf äp-cE-vi-v-öv gedeutet worden, wie es denn auch höchst wahrscheinlich diesen Stoff anzeigen sollte. Da man indess, trotz aller Arbeit, aus dem Arsenik keinen Stein der Weisen herausbrachte, so vertiel mau zuletzt auf andere Auslegungen, unter welchen die des Jenaer Professors Wolfgang Wedel um 1700 vorzüglich Beifall fand, •Aa-3'-x£-po;, Zinn, sei darunter verstanden. Auch im Zinn fand man aber nichts, abgesehen davon, dass man das Wort v.r/.r:okzpoq ungerechter Weise um ein G verkürzen muss, will man es mit jenem Räthsel in Übereinstimmung bringen. Kortum kam nun auf den Gedanken, die richtige Auflösung sei ä|x- ne-Xl-x'.?; dies Wort geht nach seinen Buchstaben recht gut, allein es hat das Unglück, oder den Vortheil, dass man nicht recht weiss, was äjiTrcXTxt? der Alten gewesen ist; es war eine Erde, womit man die Weinstöcke vor Ungeziefer schützte, vielleicht eine Art unreinen Erdpechs. Kortum deutete das Wort auf Stein- kohlentheer, womit man allerdings Ungeziefer sehr zweckmässig abhalten kann, oder auf Steinkohlen selbst. Nur aus diesem Sub.ject, glaubte er, könne man den Stein dei Weisen erhalten; aus andern Substanzen könne man höchstens Partikulare ziehen, d. h. Mittel zur Metallveredlung, die nicht jedes Metall iu unbegrenzter Menge zu Gold machen, sondern nur von p]inem Metall eine be- schränkte Menge. Kortum hätte nun sehr gerne den Stein der Weisen gehabt, wollte aber nicht selbst darauf arbeiten, sondern lieber Andere für sich thätig sein lassen, und ihnen dabei nur mit seiner grossen Belesenheit in alchemistischen Schriftstellern behülflich zur Seite stehen. Zu dem Ende suchte er mit Leuten in Verbindung zu kommen, welche sich praktisch mit Alchemie beschäftigten, und um sie zu diesem Geständniss zu bringen, wandte er immer das Mittel an, dass er ihnen abrieth, sich an der Darstellung des Steins der Weisen zu ver- suchen. So schrieb er im Juli 1795 an Bährens: „Sagen Sie mir aufrichtig, Freund, beschäftigen Sie sich wirklich mit chymischen Arbeiten? Ich rathe es Ihnen nicht, denn dieses Fach hat unbeschreibliche Schwierigkeiten. Aber wenn Sie es thun, so will ich Ihnen oftenherzig sagen, was ich weiss und welches der wahre Stoft' zur Darstellung des Steins der Weisen sein muss. Kein Eid bindet](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21017293_0303.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)